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25.01.2022

NS-Raubkunst: Rückgabe aus Trier an rechtmäßige Erben

Rückgabe des Gemäldes "Eissegeln" an den Rechtsvertreter der Erben.
Übergabe: Kulturdezernent Markus Nöhl, Museumsdirektorin Elisabeth Dühr und OB Wolfram Leibe (v. r.) freuen sich, dass das aus dem 17. Jahrhundert stammende Gemälde "Eissegeln" über den Rechtsanwalt Ewald Volhard (links) zu den Erben des früheren Besitzers zurückkehrt.

Das Stadtmuseum Simeosntift hat ein Gemälde, das kürzlich als "Raubkunst" aus der Zeit des Nationalsozialismus identifizert worden ist, an die Erben des rechtmäßigen Besitzers zurückgegeben. Museumsdirektorin Elisabeth Dühr übergab das Gemälde "Eissegeln" aus dem frühen 17. Jahrhundert am Dienstag im Beisein von OB Wolfram Leibe und Kulturdezernent Markus Nöhl an den Rechtsvertreter der Erbin, Ewald Volhard. „Wir waren uns alle einig so zu agieren", betonte Leibe "Es ist eine Selbstverständlichkeit diesem moralischen Anspruch nachzukommen.“

Dr. Jens Fachbach, der vom Stadtmuseum mit einem Beitrag zu dem Werk beauftragt worden war, war darauf aufmerksam geworden, dass es sich um das seit 2019 unter der Lost-Art-ID 584363 registrierte, aus dem Besitz des niederländisch-jüdischen Kunsthändlers und Sammlers Jacques Goudstikker (1897–1940) stammende, im Juli 1940 im Auftrag von Hermann Göring in Amsterdam beschlagnahmte und seitdem verschollene Bild „Ijsvermaak / Schlittschuhlaufen“ von Adam van Breen handeln könnte. Das Stadtmuseum Simeonstift hat das fragliche Gemälde im Jahr 1987 als Schenkung aus dem Nachlass von Dr. Martin Schunck erhalten, der es im September 1940 zum Preis von 8000 Reichsmark als „Eislandschaft“ von Adam van Breen gekauft hatte.

Mit diesen Informationen sowie Aufnahmen der Vorder- und Rückseite des Gemäldes wandte sich das Stadtmuseum am 15. März 2021 an Rechtsanwalt Volhard, den Administrator und Koordinator des „Goudstikker Research Projects“, mit der Bitte um Überprüfung, ob es sich bei dem besagten Gemälde um das als nationalsozialistische Raubkunst gesuchte handele. Für diesen Fall stellte das Museum bereits vorab eine Restitution in Aussicht.

Im Rahmen der Überprüfung der Herkunft des Gemäldes kamen die Experten des Forschungsprojektes vor allem aufgrund der Reste eines Klebeetiketts auf der Rückseite, das sie  der ehemaligen Sammlung Goudstikker zuschreiben konnten, zu dem Schluss, dass es sich um das 1940 in Amsterdam geraubte Werk handelt. Im Auftrag der rechtmäßigen Erben der Sammlung Goudstikker bat Herr Dr. Volhard mit Schreiben vom 15. April 2021 daher um eine Restitution des Gemäldes.

Wichtiges Anliegen

Das aus der Sammlung Goudstikker stammende Gemälde galt lange als ein Werk Adam van Breens und trägt bis heute eine Künstlerplakette mit seinem Namen. Neuere Forschungen legten jedoch die Urheberschaft von David Vinckboons nahe.

"Über viele Jahre hing das heute zu restituierende Gemälde in der Dauerausstellung des Stadtmuseums Simeonstift und erfreute sich bei unseren Besucherinnen und Besuchern großer Beliebtheit", so Museumsleiterin Dühr. "Viele Führungen beschäftigten sich mit dem ungewöhnlichen Thema des Segelns auf dem Eis und dem regen Treiben drumherum. Jetzt gilt es für das Team des Museums wie für unsere Gäste, Abschied zu nehmen, denn dem Simeonstift ist die Restitution geraubten Kulturguts ein wichtiges Anliegen. Wir empfinden sie als moralische Verpflichtung, auch wenn die Rückgabe von Kunstwerken das erlittene Unrecht nicht ungeschehen oder wiedergutmachen kann."