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15.08.2017 | Jugendparlament

Politik von der Pike auf

Peter Wollscheid und Bjarne Löhr
Peter Wollscheid (l.) und Bjarne Löhr setzen sich im Jupa für die Interessen von Kindern und Jugendlichen in Trier ein. Beide sind im Vorstand tätig und setzen neben dieser Funktion auch inhaltliche Schwerpunkte in ihrer Arbeit, etwa auf die Mobilität.
Nicht nur der Bundestag wird in diesem Jahr neu gewählt. Auch das Trierer Jugendparlament (Jupa) stellt sich an vier Tagen im November und Dezember zur Wahl. Die Rathaus Zeitung (RaZ) sprach mit den Jupa-Mitgliedern Peter Wollscheid (18) und Bjarne Löhr (16) über ihre Arbeit und erste Erkenntnisse im Politikbetrieb.

RaZ: Peter, du bist seit sechs Jahren, also seit dem Start des Jupas mit dabei. Was hat dich über die Jahre motiviert, dich im Jupa zu engagieren?

Peter: Ich mache die Arbeit sehr gerne, vor allem das Koordinieren und das politische Arbeiten. Zudem habe ich in den sechs Jahren immer etwas dazugelernt und mich weiterentwickelt. Ich bin stolz auf meine Zeit im Jupa. Zwar bin ich mit 18 zu alt für eine erneute Bewerbung, aber ich kann weiterhin als beratendes Mitglied tätig sein.

In den sechs Jahren hast du sicher einen guten Einblick in das politische Arbeiten bekommen. Strebst du ein politisches Amt an?

Peter: Primär nicht. Erstmal will ich studieren. Was danach kommt, weiß ich noch nicht genau. Die politische Arbeit ist interessant, aber mal schauen was kommt.

Bjarne, seit wann bist du dabei?

Bjarne: Das ist meine erste Legislaturperiode im Jupa.

Was sind die Gründe für dein Engagement?

Bjarne: Ich bin schon früh politisch interessiert gewesen und als unser Jugendleiter im Jugendzentrum uns auf das Jupa aufmerksam gemacht hat, habe ich mich beworben. Mich hat vor allem fasziniert, dass man als Jugendlicher in seiner Stadt etwas bewegen kann. Und ich denke, da haben wir auch schon einiges erreicht.

Welche Themen sind dir persönlich wichtig?

Bjarne: Ich möchte an der Mobilitätssituation etwas verändern. Ich komme aus Ruwer und vor allem die Busverbindungen in die höheren Lagen sind nicht optimal. Das hat mich gestört und war auch ein Grund, mich für das Jupa zu bewerben. Außerdem möchte ich der Trierer Jugend eine Stimme geben.

Peter, hast du bestimmte Themen, die dir am Herzen liegen?

Peter: Das hat sich im Lauf der Zeit entwickelt. Anfangs war es vor allem die Mobilität, dann die Schulen mit der Arbeit am Schulentwicklungskonzept und mittlerweile möchte ich die Jugend an die Politik heranführen. Es ist mir wichtig, Politik greifbar zu machen, was wir zum Beispiel mit unserer Podiumsdiskussion, die sich vor allem an Erstwähler richtet, erreichen wollen (siehe Infokasten oben). Es ist wichtig, die Politikverdrossenheit zu bekämpfen.

Trifft die Arbeit des Jupas auf Resonanz bei Gleichaltrigen?

Peter: Teils-teils. Es gibt schon viel Zustimmung. Aber natürlich ist manchmal auch Ablehnung zu spüren. Ich denke, die kommt daher weil viele nicht wissen, was wir konkret machen.

Bei der vorletzten Wahl war es schwierig, genügend junge Leute zu finden, die sich zur Wahl stellten. Woher rührte das eurer Meinung nach?

Peter: Weil man etwas machen und dafür einen Teil seiner Freizeit opfern muss. Die Arbeit macht vielleicht nicht jedem Spaß. Es sind aber Themen und Aufgaben, die jeden interessieren könnten. Ich verstehe nicht, warum sich nicht mehr bewerben.

Bjarne: Ich glaube die lange Zeit, die es dauern kann, bis man etwas erreicht hat, zum Beispiel die Sanierung eine Fußballplatzes, wirkt auf viele demotivierend.

Ist das eine Erkenntnis aus dem Politikbetrieb, dass dies ein langwieriges Geschäft ist?

Peter: Dem würde ich zustimmen.

Wieviel Zeit muss man denn für das Jupa aufbringen?

Peter: Das ist ganz nach eigenem Ermessen. Man kann selbst bestimmen, wieviel man sich einbringt. Als jüngeres Mitglied habe ich weniger gemacht, also an den Gesamtgruppentreffen einmal im Monat und den vier öffentlichen Sitzungen pro Jahr teilgenommen. Das waren im Monat vier bis fünf Stunden. Ich bin langsam in die Arbeit reingewachsen und habe mehr gemacht. Als ich in den Vorstand kam, war es eindeutig mehr Arbeit.

Angenommen, jeder von euch hätte einen Wunsch für Trier frei, was wäre das?

Bjarne: Ein Stimmrecht im Stadtrat für das Jupa, welches über unsere beratende Rolle hinausgeht und uns größeren Einfluss sichert.

Peter: Modernere Schulen und weniger Lehrerausfälle. Außerdem mehr Aufenthaltsplätze für Jugendliche draußen.

Welche aktuellen Projekte laufen gerade bei Euch?

Peter: Gerade stecken wir in den Vorbereitungen für unsere große Podiumsdiskussion mit den Direktkandidaten für die Bundestagswahl. Nach der Jupa-Wahl werden unter dem Motto „Breite Jugendbeteiligung“ 100 Jugendliche über Themen sprechen, die sie bewegen und diese vorstellen. Die Veranstaltung dient als inhaltlicher Input für das neue Jupa.

Das Gespräch führte Björn Gutheil