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05.02.2008

Vier starke Frauen

Die spätere Ehefrau von Karl Marx, Jenny von Westphalen, im Alter von etwa 21 Jahren. Ölgemälde eines unbekannten Künstlers. Abb. aus: Heinz Monz, „Karl Marx“
Die spätere Ehefrau von Karl Marx, Jenny von Westphalen, im Alter von etwa 21 Jahren. Ölgemälde eines unbekannten Künstlers. Abb. aus: Heinz Monz, „Karl Marx“
Einen weiblichen Schwerpunkt hat der Stadtrat bei der Benennung neuer Straßen im Baugebiet auf dem Petrisberg gesetzt. Als Patinnen wurden vier Frauen ausgewählt, die auf sehr unterschiedliche Weise Spuren in der Stadtgeschichte hinterlassen haben.

Einflussreiche Sekretärin

Den bekanntesten Namen trägt Jenny Marx. 1814 geboren als Freifrau Jenny von Westphalen, wuchs sie in Trier auf und heiratete 1843 den gebürtigen Trierer und Theoretiker des revolutionären Sozialismus Karl Marx. Das Paar hatte sieben Kinder, von denen aber nur drei Töchter das Säuglingsalter überlebten. Jenny Marx folgte ihrem Mann ins Exil nach Brüssel, Paris und London und leistete ihm bis zu ihrem Tod 1881 als Sekretärin wertvolle Dienste.  Sie schrieb seine Manuskripte ab, korrigierte und redigierte sie dabei, so dass sie großen Einfluss auf sein Werk ausübte. Jenny Marx veröffentlichte aber auch eigene politische Texte. Friedrich Engels, der engste Mitstreiter von Karl Marx, sagte über sie: „Was eine solche Frau mit so scharfem, kritischem Verstande geleistet, das hat sich nicht an die Öffentlichkeit vorgedrängt, ist niemals in den Spalten der Presse erwähnt worden.“

Beeindruckende Haltung

Zwei Jahre nach dem Tod von Jenny Marx wurde in dem saarländischen Dorf Düppenweiler Maria Magdalena Merten geboren, die später unter ihrem Ordensnamen Blandine bekannt und selig gesprochen wurde. Blandine Merten trat 1908 in den Orden der Ursulinen ein. Ab 1911 lebte sie im Trierer Ursulinenpensionat St. Bantus und arbeitete als Lehrerin. Im September 1916 erkrankte Merten an Tuberkulose. Knapp zwei Jahre später erlag sie ihrem Leiden im Alter von nur 34 Jahren. Viele Menschen, die Blandine Merten kannten, zeigten sich tief beeindruckt von ihrer Gottverbundenheit und ihrer gelassenen Haltung während der schweren Krankheit. „Ich komme von einer Heiligen“, soll der spätere Berliner Bischof Nikolaus Bares nach einem Besuch an ihrem Krankenbett gesagt haben. 1985 wurde die unerklärliche Heilung einer an Krebs erkrankten Missionsschwester auf die Fürbitte Schwester Blandines zurückgeführt. 1987 erfolgte die Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II.

Prägende Sozialpolitikerin

Mit Amely Goebel ehrte der Stadtrat eine prägende Gestalt des sozialen, politischen und kirchlichen Lebens der Nachkriegszeit. Die 1903 in Straßburg geborene Volkswirtin war von 1939 bis zu ihrem Tod 1982 Vorsitzende des Katholischen Fürsorgevereins Trier, dem späteren Sozialdienst Katholischer Frauen. Unter ihrer Leitung wurde 1951 das Maria-Goretti-Heim, eine Zufluchtstätte für Frauen und Mädchen, errichtet. Für die CDU war sie 22 Jahre Mitglied des Stadtrats, von 1957 bis 1959 außerdem Landtagsabgeordnete. 1968 erhielt Amely Goebel für ihr Engagement, das noch viele weitere Ehrenämter umfasste, das Bundesverdienstkreuz.

Erschütternder Raubmord

Ganz Trier war erschüttert, als die japanische Studentin Mutsuko Ayano am 17. November 1983 auf ihrem Weg von der Innenstadt zur Universität einem brutalen Raubmord zum Opfer fiel. Die 27jährige war zwei Jahre zuvor nach Deutschland gekommen und studierte in Trier Germanistik. Der Briefwechsel mit ihren Eltern sei ein tiefsinniges Dokument der Begegnung zweier Kulturen, sagte Uni-Präsident Peter Schwenkmezger bei der Trauerfeier aus Anlass ihres 20. Todestages. Nach dem Tod ihrer Tochter gründeten die Eltern einen Fonds, der besonders begabten japanischen Studierenden einen Aufenthalt in Trier ermöglicht. Neben dem nach ihr benannten Fonds und einem Gedenkstein am Kreuzweg erinnert nun auch eine Straße auf dem Petrisberg an Mutsuko Ayano.

Der Stadtrat stimmte den Benennungen bei einer Enthaltung aus der Grünen-Fraktion zu. Zuvor hatte der Kürenzer Ortsvorsteher Karl Lübeck (UBM) angeregt, bei der Namenswahl für weitere Straßen auf dem Petrisberg verstorbene Künstler aus Kürenz zu berücksichtigen. Dominik Heinrich (B 90/Grüne) fragte, ob die Findungskommission des Stadtrats für neue Straßennamen überhaupt noch bestehe, da sie bei der jüngsten Entscheidung keine Rolle gespielt habe. Beigeordnete Simone Kaes-Torchiani entgegnete, die Kommission sei nicht einberufen worden, weil die Benennungen nie kontrovers diskutiert wurden.