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18.01.2022

Landesausstellung nimmt Formen an

Ausstellungsraum im Stadtmuseum nach einem Entwurf der Agentur res d
Collagen und das Spiel mit Materialien sind visuelle Leitthemen der Gestaltungsentwürfe von res d für die Ausstellung im Stadtmuseum. Abbildung: res d design und architektur GmbH, Köln

Am 25. Juni eröffnet die große Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reichs" im Landesmuseum, Museum am Dom und Stadtmuseum sowie mit einer ergänzenden Präsentation in der Schatzkammer. Die Vorbereitungen für dieses viel beachtete Event mit spektakulären Leihgaben aus aller Welt laufen auf Hochtouren. Für das Stadtmuseum gibt es schon erste Eindrücke, was das Publikum erwarten kann.

476, Rom ex – diese Eselsbrücke lernte mancher noch in der Schule. Doch Rom wurde weder an einem Tag gebaut, noch in einer Nacht zerschlagen. Dass der Niedergang des römischen Imperiums ein schleichender Prozess über mehrere Jahrhunderte war, darüber ist man sich in der Forschung heute einig. Verschiedene Faktoren – von strukturellen Problemen, politischen Zerwürfnissen, gesellschaftlichen Umbrüchen, Glaubensfragen, äußeren Aggressoren, klimatischen Veränderungen bis hin zu pandemischen Krisen – führten im 3. bis 5. Jahrhundert zu einer fatalen Gemengelage.

Ebenso komplex wie die historisch-kritische Auseinandersetzung ist die Frage zur Inszenierung des Themas. Die Trierer Museen haben sich das geradezu epische Geschichtsdrama daher nach ihren Schwerpunkten aufgeteilt. Während das Landesmuseum zentralen Thesen zum Untergang nachgeht, widmet sich das Museum am Dom dem aufkommenden Christentum. Im Stadtmuseum liegt das Augenmerk auf Nachwirkungen des römischen Reichs in Kunst und Kultur der nächsten Generationen. Diessen Schau „Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst" macht das Ende zum Anfang und verfolgt die Spuren der Idee Roms von der Spätantike bis in die Gegenwart. 146 Exponate aus 13 Ländern beleuchten, wie das Römische Reich, aber auch sein Zerfall zum gedanklichen Leitbild von Herrschaftsansprüchen, kulturellen Entwicklungen und nationaler Mythenbildung wurden.Gemälde, Skulpturen und Kunstgegenstände aus namhaften Häusern im In- und Ausland sind zu sehen. Um sie adäquat in Szene zu setzen, hat sich das Team zusätzliches Knowhow ins Boot geholt: das Architektur- und Ausstellungsbüro res d, das für aufsehenerregende Gestaltungen bekannt ist. Schon bei der Landesausstellung 2016 in Trier schafften die Kölner mit ihrer Nero-Inszenierung im Stadtmuseum einen Erlebnisraum, der vielen in Erinnerung blieb. Direktorin Dr. Elisabeth Dühr: „res d hatte schon bei Nero viele Ideen ins Haus gebracht, wie Ausstellungen zeitgemäß aussehen können. Informativ und visuell ansprechend zugleich. Nach den ersten Entwürfen für ,Das Erbe Roms‘ sind wir sehr gespannt auf die finale Umsetzung."

Auch für die Landesausstellung hat das Büro eine Raumvorstellung gefunden, die didaktische und szenografische Ansprüche verbindet. Großformatige Bildcollagen sollen das komplexe Netzwerk aus Personen und Zusammenhängen entwirren. Zudem soll ein Spiel mit Materialien verschiedene Assoziationen wecken. Römisches Erbe zwischen Marmor und Samt – ein bisschen Drama darf beim Untergang nicht fehlen.

Wie die Museumsmacher blickt auch Kulturdezernent Markus Nöhl optimistisch auf das Großereignis: „Trier ist eine Ausstellungsstadt. Mit zahlreichen herausragenden Projekten wurde es zu einem national und international beachteten Kulturstandort. Unsere Stärke ist, große historische Themen an authentischen Orten nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aufzubereiten und das Augenmerk auch auf spannende Details und relevante Nachwirkungen bis heute zu richten. Möglich wird dies durch die enge Kooperation der Museen und ein vielfältiges Begleit- und Rahmenprogramm. Zudem ist unsere historische Innenstadt für viele Kulturtouristinnen und -touristen attraktiv. Dank des von Anfang an mitgedachten Hygienekonzepts können sich alle Besucherinnen und Besucher auf die Landesausstellung freuen."

Alexandra Orth