Sprungmarken
31.08.2021

Brücke von der Antike ins Mittelalter

Plakat der Landesausstellung
Offizielles Plakat zur Landesausstellung. (c) Büro Wilhelm, Amberg/Rheinisches Landesmuseum Trier (GDKE)
Vom 25. Juni bis zum 27. November 2022 findet in Trier ein kulturelles Großereignis statt: Die Landesausstellung in den drei großen Museen beleuchtet den Untergang des römischen Reichs. Wie bei „Konstantin der Große“ (2007) und „Nero, Kaiser, Künstler und Tyrann“ (2016) steht die Antike im Mittelpunkt. Einen ergänzenden Beitrag leistet die Schatzkammer der Wissenschaftlichen Bibliothek und schlägt dabei eine Brücke in eine weitere Epoche.

Mit der Schau zum „Fortwirken Roms in der Bildungsgeschichte des Mittelalters“ richtet sich der Blick auf die übergreifende Bedeutung von Bildung und Kultur – gerade in einer Pandemie nach Einschätzung von Bibliotheksdirektor Professor Michael Embach ein Thema von hoher Aktualität.

Auch nach dem Zusammenbruch des politischen Systems gegen Ende des fünften Jahrhunderts fanden zahlreiche Errungenschaften des römischen Reichs eine vielfältige Fortführung. So wurde das Konzept der sieben freien Künste zum führenden Bildungssystem des Mittelalters. Das antike Modell wurde den Bedürfnissen der Zeit angepasst und weltanschaulich verändert. In christianisierter Gestalt blieb es über gesamte Mittelalter hinweg bis in die frühe Neuzeit die maßgebliche Grundlage der Bildung. Embach: „Das Trivium umfasste die drei auf dem Buchstaben beruhenden Disziplinen Grammatik, Rhetorik und Dialektik, während das Quadrivium die auf der Zahl basierenden Fächer Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik vereinigte.“

Die Ausstellung der Schatzkammer dokumentiert die Wirkung der antiken Konzeption im Spiegel kostbarer Handschriften und früher Drucke. Der Bogen spannt sich vom frühen Mittelalter bis in den Humanismus und die Renaissance. Besondere Höhepunkte sind eine Reproduktion des „Hortus deliciarum“ („Garten paradiesischer Freuden“) mit einer Miniatur der Sieben freien Künste und die „Gemma Constantiniana“. Die in Straßburg archivierte Nachbildung der Miniatur wird erstmals außerhalb von Frankreich gezeigt. Die „Gemma“ wiederum gehört zu den größten Schätzen des Museums für Altumskunde in Leiden. Der kunstvoll geschnittene Stein stammt aus dem vierten Jahrhundert. Er zeigt Konstantin in der Pose des Triumphes, vermutlich ein Reflex auf den Sieg des Kaisers in der Schlacht an der Milvischen Brücke. Der Stein liefert eine interessante Parallele zum Einband des Trierer Ada-Evangeliars.

Mit ihrer Mitwirkung will die Bibliothek nach Aussage von Embach auf bislang wenig bekannte eigene Bestände aufmerksam machen: „Wir erhoffen uns für die Schatzkammer eine erhöhte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und den Besuch neuer Publikumsschichten. Die kostbaren Handschriften und frühen Drucke unserer Sammlung bauen eine Brücke zwischen den Epochen. Sie bezeugen das Fortwirken der Antike in der Bildungsgeschichte des Mittelalters und lassen das römische Reich in seinem kulturellen Wert auch für die Nachwelt erkennbar werden“.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog und ein Audioguide in Deutsch und Englisch erlaubt fachkundige Führungen. Zudem gibt es Überlegungen, die Schau als Online-Rundgang zu zeigen.

 
Verweisliste