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03.05.2022

Ein Theater am Puls der Zeit

Die Autoren Alistair Beaton (links) und Dietmar Jacobs (rechts) kamen extra nach Trier, um Lust auf ihre satirische Komödie „Kardinalfehler“ zu machen
Die Autoren Alistair Beaton (links) und Dietmar Jacobs (rechts) kamen extra nach Trier, um Lust auf ihre satirische Komödie „Kardinalfehler“ zu machen, was bei Generalmusikdirektor Jochem Hochstenbach, Intendant Manfred Langner und Kulturdezernent Markus Nöhl (hinten, v. l.) gut ankam.
Ausfälle, Verschiebungen, Proben unter erschwerten Bedingungen: Die Pandemie stellte das Theater vor immense Herausforderungen. Mit der neuen Spielzeit hoffen alle Verantwortlichen darauf, wieder wie gewohnt Theater machen zu können. Bei der Vorstellung des Spielplans für die Saison 2022/23 wurde darüber hinaus eines ganz deutlich.

Aktuell sein, den Finger am Puls der Zeit haben und kontroverse Themen ansprechen: Das ist der Anspruch, den Intendant Manfred Langner an sein Haus hat. Und wirft man einen Blick in den neuen Spielplan, dann scheint ihm das zu gelingen: In dem eigens für das Trierer Theater geschriebenen Satire-Stück „Kardinalfehler" der scharfzüngigen Autoren Alistair Beaton und Dietmar Jacobs stehen die Machtstrukturen der katholischen Kirche im Fokus.

Am Puls der Zeit ist das Theater auch mit dem Stück „Furor", in dem es um die Auseinandersetzung eines Oberbürgermeisterkandidaten mit einem von der Politik enttäuschten jungen Mann geht. Das Stück feiert wenige Monate nach der Oberbürgermeisterwahl in Trier, die Ende September stattfindet, Premiere. Um auf aktuelle Geschehnisse und Entwicklungen reagieren zu können, hat Intendant Langner sogar eine Lücke in seinem Spielplan für das Schauspiel gelassen – eben ganz am Puls der Zeit.

Fokus auf kultureller Bildung

Kulturdezernent Markus Nöhl begrüßt die aktuelle Ausrichtung des Theaters. Wie er deutlich machte, liegt ihm darüber hinaus aber vor allem ein Thema am Herzen: die kulturelle Bildung. Da die Chance, Kunst und Kultur zu entdecken, nicht für jeden gegeben sei, ist es seiner Auffassung nach umso wichtiger, dass es Institutionen gibt, die einem diese Welt eröffnen. Das Theater ist ein solcher „Türöffner", wie er betonte. Es geht raus vor Ort um zu spielen und lädt etwa Klassen ein, Produktionen im Großen Haus zu erleben. Beispiel Musiktheater: Mit der „Klassenzimmer-Oper" „Nichts – Was im Leben wichtig ist", basierend auf dem kontrovers diskutierten Jugendbuch der dänischen Autorin Janne Teller, geht das Theater in die Schulen der Region, um zum Nachdenken und Diskutieren anzuregen.

Auch bei den Konzerten spielt die kulturelle Bildung eine große Rolle: So bringt Wouter Padberg Kindern und ihren Familien auf liebevolle Art Meisterwerke der klassischen Musik näher und es wird wieder Schulkonzerte geben, bei denen Grundschüler aus Trier und der Region – oft zum ersten Mal – live ein Orchester und die Magie eines Konzerts erleben. Natürlich dürfen sich Theaterfans auch wieder auf die beliebten Sinfoniekonzerte freuen: Acht Stück sind in der nächsten Spielzeit geplant, unter anderem mit Stücken von Willem Stenhammar, Dmitri Schostakowitsch, Maurice Ravel und Franz Schubert. Bei mehreren Concert Lounges stellt Generalmusikdirektor Jochem Hochstenbach auch wieder in lockerer Atmosphäre Hauptwerke aus dem Programm der Sinfoniekonzerte vor. In der Reihe „Mixed Zone" wird erneut ein Stummfilm live vom Philharmonischen Orchester vertont: Dieses Mal erwartet die Gäste „Nosferatu" von Friedrich Wilhelm Murnau – ein Klassiker, der in den 1920er-Jahren weltweit Aufsehen erregte. Auf dem Programm stehen auch wieder Konzerte des Kinder- und Jugendchors unter Leitung von Martin Folz. 130 Kinder singen dort aktuell.

Beim Tanz steht im Oktober mit „Wagners Traum" direkt eine Uraufführung an: In dem Ballett nähert sich Spartenleiter Roberto Scafati mit seinem Ensemble dem Phänomen Richard Wagner an. Begleitet werden sie vom Philharmonischen Orchester. Ein vierteiliger Tanzabend ist mit „Die vier Elemente" geplant.

Björn Gutheil