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12.12.2017

Wachstum bis 2060 nur durch Zuwanderung

Grafik: Verschiedene Szenarien der Bevölkerungsentwicklung bis 2060
Bei der Vorausberechnung für 2060 weisen die verschiedenen Szenarien eine Differenz von fast 11.000 Einwohnern aus. Die Unterschiede hängen vor allem zusammen mit der Zahl der zugrunde gelegten Geburten und Sterbefälle sowie dem Ausmaß der Zuwanderung. Grafik: Amt für Stadtentwicklung und Statistik
Damit Trier eine attraktive Stadt  für Jung und Alt mit einer leistungsfähigen Infrastruktur bei Straßen, Schulen sowie der Ver- und Entsorgung bleibt, müssen langfristig 110.000 bis 120.000 Menschen in der Stadt gehalten werden. Das ist das wichtigste Ergebnis einer Vorausberechnung, die im Stadtvorstand vorgestellt wurde. Diese Zielvorgabe ist ehrgeizig.

„Die Zahlen zeigen: Selbst bei dem optimistischsten der vorgestellten Szenarien bis 2060 reicht die Entwicklung gerade aus, um die Einwohnerzahl knapp über 110.000 zu halten. Wenn Trier sich über 2030 hinaus positiv entwickeln soll, geht das nicht ohne die geplanten Wohn- und Gewerbegebiete“, betonte OB Wolfram Leibe bei der Vorstellung der Daten und ergänzte: „Die Stadt ist auf dem richtigen Weg, wenn sie auf Nachverdichtungen in der Innenstadt, auf die im künftigen FNP ausgewiesenen Neubaugebiete sowie auf die Ausweisung weiterer Gewerbeflächen setzt.“

In die Vorausberechnung, die Dr. Johannes Weinand, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Statistik, mit den Demographie-Experten Professor Ralf E. Ulrich (Universität Bielefeld) vorstellte, sind die im FNP vorgesehenen Baugebiete Brubacher Hof, Ruwer-Zentenbüsch und Castelnau mit einbezogen. Die jetzt vorgelegten Daten sind nach Einschätzung von Ulrich genauer und spezifischer als die bisherigen Zahlen auf Landesebene. Bei dieser Methode seien außerdem kleinräumige Aussagen für die Stadtteile möglich.

Auch bei der Ermittlung der aktuellen Bevölkerungszahl haben sich die städtischen Daten nach Aussage von Weinand als genauer erwiesen: Nach dem Einwohnermelderegister lebten Ende 2016 insgesamt 109.712 Personen im Stadtgebiet. Die Tatsache, dass damit trotz neuer Wohngebiete, wie BU 14 in Filsch, die Grenze von 110.000 Bewohnern unterschritten wurde, zeigt nach Aussage von Weinand sehr deutlich, dass die Stadt noch mehr tun muss, um für potenzielle Neubürger attraktiv zu sein. Dabei gehe es um Arbeitsplätze, Einkaufsmöglichkeiten und neue Wohngebiete, vor allem für junge Familien.

Die aktuellen Berechnungen zeigen klar, dass Trier ohne Neubürger, darunter viele mit Migrationshintergrund, deutlich schrumpfen würde. Die Zahl der Geburten liegt seit Jahren unter der der Sterbefälle, der „natürliche Bevölkerungssaldo“ ist durchweg negativ.

Trier wird in den nächsten Jahren deutlich bunter werden, da der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund sukzessive wächst. Für einen absehbaren Zeitraum bis 2040 gehen die Statistiker von einem Anteil von rund 50 Prozent aus. Diese Entwicklung entspricht dem Trend in anderen Großstädten. Aber selbst bei einer wachsenden Zahl an Neu-Trierern mit Migrationshintergrund ist es nicht unwahrscheinlich, dass spätestens 2030 die Zahl der Grundschüler sinkt und die Schließung von Standorten zur Diskussion steht. Von dieser Konstellation gehen drei von fünf der verwendeten Szenarien aus. Sicher ist nach Aussage der Statistiker, dass die Bevölkerung bis 2040 immer älter wird. Diese Entwicklung muss bei der Krankenhaus- und der Pflegestrukturplanung berücksichtigt werden.

Infrastruktur optimal auslasten

Eine langfristige Einwohnerzahl von mindestens 110.000 ist erforderlich, um die städtische Infrastruktur (Straßen, Schulen, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung) weiterhin zu bürgerfreundlichen Preisen vorhalten zu können. Bei der Vorstellung der Vorausberechnung erläuterte Baudezernent Andreas Ludwig den Zusammenhang an einem Beispiel: „Die Kosten für die Unterhaltung der Abwasserkanäle sind fix. Wenn in dem Gebiet die Einwohnerzahl sinkt, steigt der Beitrag, den der einzelne Haushalt zu zahlen hat.“