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15.09.2015

Viel Begeisterung und heftige Kritik

Illuminierte Theaterfassade
Die Theaterfassade am Augustinerhof wurde zur Projektionsfläche für das Spielzeitmotto. Foto: teatrier
Das Theater Trier hat einen fulminanten Start in die neue Spielzeit unter Intendant Dr. Karl M. Sibelius hingelegt. Mit  dem Ein-Mann-Stück „Alles bleibt anders“, bei dem Sibelius selbst auf der Bühne stand, der Uraufführung der Kammeroper „Ur_“, mit dem Schauspiel „Molière“ und dem Tanzgastspiel „Mistral“ präsentierten sich gleich zu Beginn alle Sparten.

Die regionale Presse ist sich sicher: Trier sei derzeit ein „Hotspot der Theaterlandschaft“. Die Reaktionen der Zuschauer waren unterschiedlich: viel Begeisterung, Enthusiasmus, aber auch heftige Kritik. So provozierte „Molière“ bei der Premiere am Samstagabend derart, dass gut ein halbes Hundert Besucher aus Protest gegen die Inszenierung von Thorleifur Örn Arnarsson die Aufführung verließ oder aus der kurzen Pause nicht mehr in den Saal zurückkehrte. Die große Mehrheit der etwa 450 Zuschauer feierte das neue Schauspiel-Ensemble und den Regisseur nach dem gut dreistündigen Theaterabend jedoch mit Standing Ovations und lautstarken Bravo-Rufen.

Der meist gehörte Satz im Publikum an diesem Abend lautete: „So etwas habe ich in Trier noch nicht erlebt!“ Das galt auch für die Uraufführung der Kammeroper „Ur_“ der isländischen Komponistin Anna Thorvaldsdóttir am Tag zuvor. Hier jedoch waren die Kritiker sich einig: Thorvaldsdóttirs Werk, das ebenfalls von Arnarsson inszeniert wurde, war eine Bereicherung für die Trierer Kulturlandschaft. Oberbürgermeister Wolfram Leibe, zusammen mit Ehefrau Andrea Sand Gast bei der Uraufführung, zeigte sich beeindruckt. „Ur_ ist keine klassische Oper“, so Leibe, „sondern erinnert eher an Werke von Stockhausen. Es war eine sehr direkte, elementare Hörerfahrung, bei der es mehr um Gefühle als um Worte geht.“

„Die Inszenierung hat packende Bilder für die Szenen gefunden, besonders die Lichtregie war toll. Ich saß noch nie im Theater mit dem Gefühl, dass die Sonne gerade aufgeht und mir ins Gesicht scheint“, sagte der Stadtchef in einer ersten Reaktion. Beeindruckt war Leibe aber auch von den Darstellern und Sängern: „Besonders die Stimme der Mezzosopranistin Melis Jatatinen war bezaubernd!“

Viel Lob für seine Interpretation des Adam Schaf von Georg Kreisler heimste auch der Intendant ein. Sibelius hatte sich ebenfalls am Freitagabend dem Trierer Publikum als Schauspieler und Sänger in „Alles bleibt anders“ präsentiert. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie gab der Österreicher zu den Texten und der Musik seines Landsmannes Kreisler den alternden Schauspieler Schaf, der mit Lust in alten Wunden bohrt und mit seinem bissigen Humor nichts und niemanden verschont – auch nicht den neuen Intendanten. Standing Ovations auch hier. Das Publikum, das auf der Nebenbühne saß, feierte den Einstieg in die neue Spielzeit frenetisch.

Der dritte Tag des vollgepackten Eröffnungswochenendes war den leiseren Tönen und dem Tanz vorbehalten. Susanne Linke, die neue künstlerische Leiterin der Sparte, und Koffi Kôkô spielten und tanzten „Mistral“. Ministerpräsidentin Malu Dreyer war zusammen mit Ehemann und Alt-OB Klaus Jensen Gast der Aufführung. Die Landeschefin war überwältigt von der Präsentation. „Ich habe heute Abend die Strahlkraft zweier außergewöhnlicher Persönlichkeiten gesehen“, sagte Dreyer, „es war ein wunderbarer Abend mit wunderbar zarten Tönen und Gesten.“

Gefeiert, gefiebert, gescherzt und geredet wurde auch: Im neuen Theaterpark, wo an allen drei Abenden regionale Bands ihr Können zeigten. Echter Rasen im Foyer, ein neues Kugelzelt im Garten, Ruhezonen, ein Grillplatz und das neue Mobilehome, in dem der Intendant demnächst sein Büro bezieht, machen auch baulich deutlich: Vieles ist jetzt tatsächlich anders am Theater Trier.

 
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