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12.12.2017

Niedrigzins drückt auf die Bilanz

Abfallagerung in der Deponie Mertesdorf
Seit fast 40 Jahren nutzt die A.R.T. die Deponie in Mertesdorf. Die Anlage im Ruwertal wurde immer wieder modernisiert. Zudem entstand auf dem Gelände die mechanisch-biologische Trocknungsanlage, die im nächsten Jahr erweitert wird. Archivfoto: A.R.T.
Wer bisher keinen Zusammenhang zwischen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und der Abfallwirtschaft in der Region Trier vermutete, wurde in der letzten A.R.T.-Verbandsversammlung eines Besseren belehrt. Denn die Niedrigzinspolitik von EZB-Chef Mario Draghi  hat nun auch die regionale Abfallwirtschaft erreicht.

Diese Entwicklung hängt mit den bis in das Jahr 2059 reichenden Zahlungsverpflichtungen des A.R.T. für die Sanierung und Nachsorge seiner 19 Deponien und Erdaushublager zusammen. Dafür benötigt der Verband 140 Millionen Euro, von denen er bereits 130 Millionen angespart hat. Wie viele andere Anleger erhält er aber dafür momentan kaum Zinsen.

Außerdem hat der Gesetzgeber mit der „Rückstellungsabzinsungsverordnung“ dafür gesorgt, dass der A.R.T. allein für 2016 Zinsaufwendungen von 8,3 Millionen Euro bereitstellen musste. Demzufolge war ein Verlust von 7,8 Millionen Euro zu verzeichnen. Auch 2017 wird das Ergebnis dadurch belastet.

Unterschiedliche Finanzkraft

Weil nicht nur die Zinsen drücken,  sondern auch die Entsorgungspreise deutlich ansteigen, hat der A.R.T. seinen Einnahmebedarf für die Mülleinsammlung neu berechnet. Denn durch die Erweiterung des Verbands am 1. Januar 2016 um die Landkreise Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis Bitburg-Prüm und Vulkaneifel kamen Partner mit unterschiedlicher Finanzkraft zusammen. Während die Wittlicher zuletzt zum Jahresbeginn 2015, die Bitburger ein Jahr später und die Dauner zu Beginn dieses Jahres ihre Gebühren für die Einsammlung erhöht hatten, sind die Tarife für Trier und für Landkreis Trier-Saarburg seit 2006 stabil. Sie konnten im Jahr 2013 sogar um fünf Prozent gesenkt werden.

Auch nach der Gebührenneuberechnung bleiben in Trier und Bitburg die Tarife  zunächst unverändert, weil der Verband weiter von Kapitalreserven zehren kann. Dagegen empfahl die Verbandsversammlung dem Kreistag in Wittlich, einer Erhöhung um 28 Prozent zuzustimmen. Dem Dauner Kreistag wurde eine erneute Anhebung, diesmal um 13 Prozent, vorgeschlagen.

Damit die heutigen Gebührenzahler nicht für mögliche Zinsentwicklungen zur Kasse gebeten werden, stehen Verbandsvorsteher Gregor Eibes und sein Stellvertreter Günther Schartz, gleichzeitig Vorsitzender des Landkreistages, schon seit Monaten in Kontakt mit dem Landesfinanzministerium und kommunalen Interessenverbänden. Durch die Initiative des A.R.T. hat sich herausgestellt, dass die Zinsproblematik für Betriebe, die für sehr lange Zeiträume Verpflichtungen zurückstellen müssen, bislang bundesweit unterschätzt wurde

Die Verbandsversammlung hat sich außerdem mit dem Logistikkonzept 2020 beschäftigt. So sollen bei der anstehenden Neuvergabe der Einsammlung von Restabfall, Sperrmüll und Altpapier in den drei beigetretenden Landkreisen ab 2020 Synergien aus der Vereinheitlichung der unterschiedlichen Sammelsysteme genutzt werden. „Das Konzept war eine große Herausforderung, da wir in den Teilgebieten des A.R.T. völlig unterschiedliche Formen der Einsammlung und der Gebührenveranlagung haben“, so Verbandsdirektor Dr. Max Monzel. Während zum Beispiel die Kunden in Wittlich und Bitburg nur die Leerungen zahlen, die sie tatsächlich in Anspruch nehmen, spielt das bei den regelmäßigen Touren in Daun und Trier keine Rolle.

132 Millionen Investitionen

Der A.R.T.-Wirtschaftsplan sieht für die nächsten fünf Jahre Investitionen von 132 Millionen  Euro vor, von denen allein 59 Millionen Euro die Sanierung von Altdeponien betreffen. Bei den Neuinvestitionen sticht insbesondere der Ausbau der mechanisch- biologischen Trocknungsanlage auf der Deponie Mertesdorf mit rund 14 Millionen Euro im nächsten Jahr hervor. Dadurch will der A.R.T. weitere Verbrennungskosten durch eine noch bessere Nachsortierung und Steuerung der verschiedenen Müllbestandteile reduzieren.