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28.11.2017

Mit Marx und Wu auf Augenhöhe

Wu Weishan zeigt Baudezernent Andreas Ludwig in seinem Atelier den Stand der Arbeit an der Karl-Marx-Statue, die ohne Sockel 4,40 Meter hoch ist
Wu Weishan zeigt Baudezernent Andreas Ludwig in seinem Atelier den Stand der Arbeit an der Karl-Marx-Statue, die ohne Sockel 4,40 Meter hoch ist. Die beiden stehen auf dem Gerüst auf einer Höhe von rund 3,50 Meter. Foto: Elisa Limbacher
„Kultur öffnet Türen. Diese Chance müssen wir als weltweit relativ kleine Stadt im Karl-Marx-Jahr 2018 unbedingt nutzen.“ Mit diesem Fazit kehrte Beigeordneter Andreas Ludwig von seiner China-Reise zurück. Er besichtigte im Atelier des Bildhauers Wu Weishan das Modell der Marx-Statue, die im Jubiläumsjahr 2018 als Geschenk der Volksrepublik in Trier aufgestellt wird. Ohne die Klärung vieler Details vor Ort wären nach Einschätzung Ludwigs unerwartete Überraschungen bei der Installation der Statue nicht auszuschließen gewesen.

Ludwig klärte mit Wu Weishan unter anderem, wie das Metallgestell im Inneren der rund 2,3 Tonnen schweren Bronzeskulptur punktgenau in die Verankerung auf den Sockel passt. Die Halterung wird einbetoniert und kann dann nicht mehr korrigiert werden. Außerdem brachte Ludwig Wu Weishan ein kleines Stück des Basalt-Steins mit, mit dem der Betonsockel der Statue verkleidet wird. Damit habe er den Künstler endgültig von dem von ihm favorisierten Stein überzeugt. Daher sei seine China-Reise, für die der Kostenaufwand mit insgesamt rund 2900 Euro so gering wie möglich gehalten wurde, unverzichtbar gewesen, so Ludwig

Bei seinem Atelierbesuch begleiteten den Dezernenten neben Elisa Limbacher, China-Beauftragte des Trierer Rathauses, Journalisten aus Deutschland und China. Ludwig sprach von einem „unheimlich spannenden Tag“. Er schaute sich die aus Ton hergestellte Aufbau-Keramik der Statue an, an der der 55-jährige Bildhauer derzeit per Hand die Feinheiten modelliert. Von dieser Keramik, die in Originalgröße der Statue gearbeitet ist, wird dann ein Gipsabdruck genommen, mit dem die Bronzefigur gegossen wird. „Die Figur ist groß, und sie ist auch großartig“, sagte Ludwig. Sie zeigt Marx in leichter Vorwärtsbewegung mit angewinkeltem rechten Arm und einem Buch in der linken Hand. Bei einem Abendessen mit dem Künstler habe man sich über Kunst und Philosophie unterhalten und sehr offen über die unterschiedlichen Sichtweisen auf Marx in China und in Deutschland gesprochen, berichtete Ludwig.

Nach Angaben des Künstlers ist das Modell zu über 90 Prozent fertig. Noch vor Weihnachten soll die Figur in China gegossen werden. Im Januar wird sie nach Deutschland verschifft, Ende April in Trier aufgestellt und mit einer Folie verdeckt. Die feierliche Enthüllung und Übergabe der insgesamt 5,50 Meter hohen Statue an die Stadt folgt am 5. Mai 2018, dem 200. Geburtstag von Karl Marx.

Xiamen größer als Berlin

Auf Ludwigs weiterem China-Programm stand ein Vortrag über Denkmalkultur in Deutschland und Europa an der Akademie für Bildhauerkunst, deren Präsident Wu Weishan ist. Außerdem besuchte er für einen Tag die Partnerstadt Xiamen. Dabei zeigte sich Ludwig, der das erste Mal nach China gereist war, sehr beeindruckt von den Dimensionen dieser Stadt, die größer als Berlin ist. Der Beigeordnete traf unter anderem mit Vertretern der dortigen Architektur-Fakultät zusammen und will einen Austausch mit dem Lehrstuhl von Professor Matthias Sieveke an der Hochschule Trier ermöglichen. Der Baudezernent ist auch sehr beeindruckt von der Herzlichkeit vieler Chinesen, die sich nicht nur bei den offiziellen Kontakten gezeigt habe, sondern auch bei einer spontanen Begegnung mit einer Gruppe an der Chinesischen Mauer.