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06.02.2018

Glanz und Elend der Industrialisierung

Gemälde von Otto Bollhagen, Stahlguss bei Krupp 1912, Copyright: Historisches Archiv Krupp
Kohle und Stahl waren wichtige Triebkräfte der industriellen Revolution. Das Gemälde von Otto Bollhagen aus dem Jahr 1912 zeigt Arbeiter beim Tiegelstahlguß der Firma Krupp. Abbildung: Historisches Archiv Krupp, Essen

In der Landesausstellung zu Karl Marx wird das Thema Arbeit eine zentrale Rolle spielen. Von der Situation in den Fabriken im 19. Jahrhundert über die Wahrnehmung der Arbeit durch die Kunst bis zur Frage, wie aktuell Marx‘ Analyse des Kapitalismus in Zeiten von Finanzkrisen und Globalisierung heute ist, finden sich zahlreiche Anknüpfungspunkte. Dabei war Marx dem technischen Fortschritt der Epoche durchaus nicht abgeneigt.

Angesichts von Digitalisierung, Globalisierung und ungleicher Einkommens- und Vermögensverteilung rückt das Thema „Arbeit" immer mehr in den Fokus von politischen und gesellschaftlichen Debatten. Karl Marx hat mit seinen umfassenden Analysen und seiner Kritik an den Arbeitsbedingungen seiner Zeit einen Meilenstein auf diesem Feld gesetzt.

An ihren beiden Standorten, dem Rheinischen Landesmuseum und dem Stadtmuseum Simeonstift, zeigt die Ausstellung eindringlich, unter welchen Bedingungen Männer, Frauen und Kinder im beginnenden Industriezeitalter beschäftigt waren. Als Lohnarbeiter begaben sie sich in eine Abhängigkeit vom Unternehmer, der aus dem Erwerb der Arbeitskraft Profit erzielte – und dies oftmals unter katastrophalen Arbeitsbedingungen und zunächst ohne soziale Absicherung. Gemälde wie das Bild „Arbeitslose" von Rudolf Jacob Zeller (1880–1948) geben davon Zeugnis.

Auch Kindersterblichkeit, die aufgrund der mangelhaften hygienischen Zustände zum traurigen Alltag des 19. Jahrhunderts gehörte, wird thematisiert. Das Stadtmuseum illustriert dies mit dem Bild „Das kranke Kind" von Edvard Munch, einer Leihgabe aus der Thielska Galerie Stockholm.

Doch die industrielle Revolution hatte nicht nur Schattenseiten. Durch zahlreiche technische Errungenschaften, für die sich Karl Marx begeistern konnte, wurde auch Arbeit erleichtert. Dies veranschaulichen im Landesmuseum Exponate aus der Arbeitswelt, etwa ein Lochstreifenstanzer und ein Reliefschreiber, der zu einer Vernetzung der Welt beitrug.

Landschaft mit Fabrik

Welche Rolle die Arbeit in der Kunst spielt, können Besucher hier ebenfalls erfahren: In ganz Europa wirkte sich die voranschreitende Industrialisierung auf das Kunstschaffen aus. Fabrikanlagen hielten Einzug in die zuvor eher agrarisch geprägte Landschaftsmalerei. Zugleich setzte sich das selbstbewusst auftretende Industriebürgertum mit Porträts zunehmend eigene Denkmäler in der Kunst. Einige davon werden im Landesmuseum gezeigt. Daneben dokumentieren Gemälde und Skulpturen die damaligen Produktions- und Arbeitsverhältnisse. Zu sehen sind etwa das erste Arbeiterporträt von Adolph von Menzel, Bilder der notleidenden schlesischen Weber sowie der belgischen Bergbauarbeiter.

Auch Marx persönliche Erfahrungen mit dem Thema „Arbeit" werden in der Landesausstellung dokumentiert. Das Stadtmuseum zeichnet seinen Werdegang durch die verschiedenen Lebensstationen nach. Beginnend mit Marx‘ ersten Berührungspunkten mit der Arbeitswelt in Trier wird die Situation der notleidenden Moselwinzer beleuchtet. Die wirtschaftliche Lage in seiner Heimat griff Karl Marx in einer Artikelserie der Rheinischen Zeitung auf. Damit setzte er sich erstmals mit einem ökonomischen Thema auseinander. Schließlich widmet das Stadtmuseum Marx‘ Erfahrungen in Manchester einen ganzen Ausstellungsbereich. Manchester galt lange Zeit als Inbegriff des ungezügelten Industriekapitalismus. Einen Einblick in diese Arbeitswelt gibt eine hochkarätige Leihgabe aus dem Victoria & Albert-Museum in London: das Bild „Iron and Coal" von William Scott Bell (1811–1890). red

 
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