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03.10.2017

Sein Eigen-Kapital

Ausstellung zeigt Notizhefte und Marx‘ persönliches Exemplar seines Hauptwerks

Auszug aus dem Exzerptheft von Karl Marx. Foto: Institut für Sozialgeschichte Amsterdam
Auszug aus dem Exzerptheft von Karl Marx 1858–1862 mit Notizen zum Thema Reformation und Martin Luther. Foto: Institut für Sozialgeschichte Amsterdam

Vor 150 Jahren – im September 1867 – erschien in Hamburg der erste Band „Das Kapital“ von Karl Marx. Heute gehört das zentrale Werk des bedeutenden Denkers zum Unesco-Weltdokumentenerbe. Es zählt neben der Bibel zu den auflagenstärksten Büchern der Welt und zugleich zu den einflussreichsten und meist diskutierten. „Das Kapital“ spielt im kommenden Jahr auch eine wichtige Rolle in der Landesausstellung „Karl Marx 1818-1883 – Leben, Werk, Zeit“.

Zu den Exponaten gehören handschriftliche Notizhefte, in denen Marx seine Materialsammlung und Ideen für „Das Kapital“ festhielt, sowie sein persönliches und mit Anmerkungen versehenes Exemplar der Erstausgabe. Die Landesausstellung wird anlässlich des 200. Geburtstags des großen Gelehrten vom 5. Mai bis 21. Oktober 2018 in zwei Museen in Trier gezeigt und beschäftigt sich umfassend mit Marx‘ Leben, seinen bedeutenden Werken und dem vielfältigen Wirken in seiner Zeit.

160 Notizhefte füllte Karl Marx während seines Londoner Exils bei seinen regelmäßigen Besuchen der Bibliothek im British Museum mit seinen Exzerpten, Ideen und Skizzen für „Das Kapital“. Fünf dieser Hefte mit unterschiedlicher Thematik, die im Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam aufbewahrt werden, kommen im nächsten Jahr als Leihgabe ins Rheinische Landesmuseum, wo in der Ausstellung „Leben, Werk, Zeit“ der intellektuelle wie politische Werdegang von Marx nachgezeichnet wird.

Die Hefte, die auch Zeichnungen und eingeklebte Zeitungsartikel enthalten, vermitteln anschaulich, wie Marx arbeitete. Schließlich verlangt das Werk nicht nur den Lesern viel Geduld ab, es forderte auch den Autor heraus. Dieser quälte sich sehr, als er an dem Manuskript arbeitete. Das belegt ein Brief, den Marx am 19. Januar 1867 an seinen Freund Friedrich Engels schrieb: „Ich kann mich auf den 2. Band […] um so weniger einlassen, als ich nach Erscheinen des ersten meiner Gesundheit wegen Pause machen […] muß…“ Notizen und eigene Vermerke zur geplanten englischen Übersetzung zieren dazu Marx‘ Handexemplar des Buches, das ebenfalls aus dem Internationalen Institut für Sozialgeschichte Amsterdam stammt und im Landesmuseum zu sehen sein wird.

Im Stadtmuseum Simeonstift, das unter dem Titel „Stationen eines Lebens“ das bewegte Leben von Karl Marx beleuchtet, spielt „Das Kapital“ eine zentrale Rolle in der biografischen Einbettung: Der Stadt Manchester, die für Marx' Hinwendung zu ökonomischen Studien ausschlaggebend war, wird eine eigene Station gewidmet. Im Erlebnis der dortigen Produktionsbedingungen wurde der Grundstein für die Analysen in „Das Kapital“ gelegt. Die große Ausstellungsabteilung zu Marx‘ Leben in London wird sich ausführlich der Arbeit an dem zentralen Werk widmen. Zu besichtigen sind dort auch Ansichten der Bibliothek des British Museum, wo Marx einen Großteil seiner Arbeitszeit verbrachte.

Aktuell widmet sich bereits eine Ausstellung im Hamburger Museum der Arbeit dem berühmten Werk aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Schau spannt einen Bogen von der Zeit der Entstehung des Werks im 19. Jahrhundert über die widersprüchliche Rezeption im 20. Jahrhundert bis zu heutigen Fragen der Produktion und Verteilung von Reichtum und Armut.