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17.10.2017

Aula oder Hochschulbibliothek?

Entwurfszeichnung zur Innenraumgestaltung der Pauluskirche
Im Inneren der Pauluskirche könnte nach dem Entwurf der Studierenden Frank Burelbach und Marie Schillo eine Bibliothek entstehen. Deren Zentrum würde sich im Altarraum gegenüber der Empore befinden. Abbildung: Hochschule
Der Ort passte perfekt zum Thema: In der früheren Augustinerkapelle, die schon seit längerem als Rathaussaal genutzt wird, lud das Trier- Forum zu der Diskussionsrunde „Leere Kirche... und was dann?“ ein. In den nächsten Jahren wird sich durch die sinkende Zahl der Gläubigen die Zahl leerstehender Kirchen vermutlich weiter erhöhen. Eine zentrale Rolle in der Debatte spielte die Pauluskirche, die am 5. November feierlich außer Dienst gestellt wird und dann für eine andere Nutzung zur Verfügung steht.

Das Trier-Forum setzt sich nach Aussage seines Vorstandsmitglieds Professor Alois Peitz dafür ein, Sakralgebäude nicht ohne Vorgaben zu verkaufen, sondern sie zunächst im Eigentum der Kirche zu behalten und über Trägergesellschaften oder Erbbaurechte „in einer Art Zwischennutzung der Gesellschaft zurückzugeben“.

Im Fall Pauluskirche wird nach Aussage von Michael Müller, Leiter der benachbarten Berufsbildenden Schule Gewerbe und Technik, darüber nachgedacht, dort die Aula des Berufsschulzentrums einzurichten. Es hat keine eigene Sporthalle und auch sonst ist der Platz knapp. Der Plan sieht vor, die jetzige Aula als Sporthalle zu nutzen, wenn die Pauluskirche frei ist. Außerdem hatten Studierende der Hochschule in einem Seminar von Professor Matthias Sieveke Konzepte für eine Bibliothek in der Kirche in die Diskussion gebracht.

Sport in der Abteikirche

In seiner Begrüßung zeigte sich OB Wolfram Leibe beeindruckt, dass der Rathaussaal bei der Debatte über dieses komplexe Thema sehr gut gefüllt war. Die sensible Umnutzung von Kirchen müsse früh vorbereitet werden und biete vielfältige Chancen der Stadtentwicklung.

Udo Hildebrand, Leiter des zentralen Amts für Organisation und IT im Rathaus, erläuterte, warum die Modernisierung des Rathaussaals mit ge- änderter Sitzordnung und neuer Tagungstechnik unerlässlich war. Neben dem Ersatz der völlig veralteten Anlage wurde die Grundlage dafür geschaffen, die Ratssitzungen im Sinne von mehr Transparenz und Bürgernähe im Trierer Bürgerrundfunk Offener Kanal live zu übertragen. 

Eine weitere umgenutzte Abteikirche ist St. Maximin. Dort finden neben Sportunterricht auch Konzerte statt. Ein leidenschaftliches Plädoyer für solche kulturellen Nutzungen hielt der frühere Regionalkonator Joachim Reidenbach. Er rechnet damit, dass gerade im ländlichen Raum in den nächsten Jahren viele weitere Kirchen nicht mehr für Gottesdienste benötigt werden und „schon jetzt eine oft kaum noch zu stemmende finanzielle Belastung für die Gemeinden sind“.

Zahlreiche Fakten zu dieser Entwicklung brachte Domkapitular Dr. Martin Nicolay vom Bistum Trier in die Debatte ein. Seit 1948 sei die Zahl der Kirchgänger kontinuierlich zurückgegangen. „Die hohe finanzielle Belastung durch den Gebäudeunterhalt demotiviert viele Gemeindemitglieder“, betonte er. In Trier zeichnet sich nach Einschätzung von Professor Alois Peitz ab, dass nicht nur über eine Neunutzung der Pauluskirche diskutiert werden muss. Er nannte unter anderem die Antoniuskirche, die als kleiner Spielraum für das benachbarte Theater dienen könne. Ein bedenklicher Fall sei die Christuskirche in Neu-Heiligkreuz, die weitgehend bis auf den Turm abgerissen worden sei, um dort Wohnungen zu errichten.