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08.08.2017

Alt werden in der ältesten Stadt

Bürgermeisterin Angelika Birk (l.) und der Mariahofer Ortsvorsteher Jürgen Plunien (r.) gratulieren Maria Fandel im Beisein ihrer Tochter Marie-Theres Hill zum 100. Geburtstag.
Bürgermeisterin Angelika Birk (l.) und der Mariahofer Ortsvorsteher Jürgen Plunien (r.) gratulieren Maria Fandel im Beisein ihrer Tochter Marie-Theres Hill zum 100. Geburtstag.
Gleich zwei 100. Geburtstage wurden vergangene Woche in Trier gefeiert. Bürgermeisterin Angelika Birk überbrachte die Glückwünsche der Stadt an Maria Fandel in Mariahof sowie an Margarete Ott im Awo-Altenheim Härenwies.

„Es war nicht immer Sonnenschein, aber der Regen war wichtig und der Sonnenschein noch wichtiger“, resümierte Maria Fandel an ihrem 100. Geburtstag gegenüber Bürgermeisterin Angelika Birk und Mariahofs Ortsvorsteher Jürgen Plunien, die die Glückwünsche der Stadt und von Ministerpräsidentin Malu Dreyer überbrachten. Die rüstige Seniorin lebt seit 40 Jahren in ihrer Wohnung in Mariahof. Einzig ihr Gehör habe im Lauf der Zeit nachgelassen, sagte sie, wobei ein Hörgerät für sie nicht infrage kommt: „Davon bekomme ich Ohrenschmerzen.“ Ihre Wäsche macht die in Duisburg geborene Hundertjährige noch immer selbst. Die Wohnung verlassen kann sie jedoch nicht mehr, da sie die Stufen ins Erdgeschoss nicht mehr heruntergehen kann. Umso mehr vermisst sie ihre Nachbarn von früher, die mittlerweile verstorben sind. „Es gab viele Wechsel in den Nachbarwohnungen. Wo früher Leute wohnten, die ich gekannt habe, leben jetzt Fremde“, erzählte sie.

Unterstützung von der Tochter

Ihre Erinnerungen hat Maria Fandel in Tagebüchern festgehalten. Auch von Verwandten hat sie alles aufgehoben. Trotz der vielen Jahrzehnte ist die Erinnerung an ihren Vater noch nicht verblasst. „Er war mein Beschützer. Er war alles für mich.“ Auch an ihre Brüder erinnert sich die Seniorin gerne: „Die haben immer auf mich aufgepasst, wenn ich früher ausging.“ Wenn sie einsam ist, holt sie die Erinnerungsstücke raus. „Es war eine schöne Zeit“, sagte sie.

Tatkräftige Unterstützung erhält Fandel von ihrer in Trier-Süd lebenden Tochter Marie-Therese Hill, die für sie einkauft, kocht und auch sonst alles übernimmt, was anfällt. „Die überholt noch Joopi Heesters“, sagte diese mit einem Augenzwinkern. Sozialdezernentin Birk wies die Tochter im Gespräch auf das veränderte Pflegegesetz hin, das pflegenden Angehörigen finanzielle Hilfen bietet. Zudem empfahl sie einen Besuch in einem der vier Pflegestützpunkte im Stadtgebiet, die zu diesem Thema beraten. Maria Fandel weiß, was sie an ihrer Tochter hat: „Sie ist mir mehr wert, als zehn andere Hilfsschwestern“, betonte sie.

Großes Familienfest

Zweite Jubilarin in der vergangenen Woche war die aus dem St. Barbara- Viertel stammende Margarete Ott. Zu ihrem 100. Geburtstag fand im Awo- Seniorenheim Härenwies ein großes Familienfest statt. Die Glückwünsche der Stadt und der Ministerpräsidentin übermittelten Bürgermeisterin Angelika Birk und der Heiligkreuzer Ortsvorsteher Theodor Wolber. In dem Stadtteil hatte die Jubilarin noch bis vor drei Jahren im Haus der Familie in der Franz-Buß-Straße gewohnt und ihren Haushalt weitgehend allein geführt. Dann hatte sie plötzlich große Problem mit dem Gehen, die sie schließlich in den Rollstuhl zwangen und zum Umzug ins Seniorenheim führten.

Zur Familie von Margarete Ott gehören zwei Söhne, von denen aber schon einer gestorben ist, eine Tochter sowie fünf Enkel und fünf Urenkel. Als ihr verstorbener Mann Hans Josef im Zweiten Weltkrieg als Soldat im Einsatz war, musste Margarete Ott sich allein um die 1939 und 1941 geborenen Söhne kümmern und wurde in den Hunsrück evakuiert. „Das war eine harte Zeit“, erinnerte sich die Jubilarin an ihrem Ehrentag im Rückblick. Nach der Rückkehr ihres Ehemanns, der als Schriftsetzer in der Druckerei des Trierischen Volksfreunds arbeitete, kam 1953 Tochter Irmtrud zur Welt, die heute mit ihrer Familie in Köln lebt und alle zwei bis drei Wochen bei ihrer Mutter in Trier vorbeischaut. Als ihre liebsten Hobbys nennt die Jubilarin Stricken und Nähen. Früher hat Ott viele Bekleidungsstücke für ihre Kinder selbst hergestellt. Für die Geburtstagsfeier, bei der zwei große Marzipantorten auf der festlich geschmückten Festtafel standen, hatte die Familie viele liebevolle Geschenküberraschungen vorbereitet.