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28.11.2014 | Auftaktveranstaltung zum Aktionsplan Inklusion

„Gemeinsamkeit schaffen, ohne die Vielfalt aufzugeben“

Die Teilnehmer in der Aula des Angela-Merici-Gymnasiums
Die Aula des Angela-Merici-Gymnasiums, in der die Auftaktveranstaltung stattfand, war gut besucht. Schrift- und Gebärdendolmetscher sorgten zusätzlich für Verständigung.

Über 150 Personen, darunter Vertreter verschiedener gesellschaftlicher Institutionen, Schulen, Selbsthilfegruppen, Wohlfahrtsverbände und Vereine nahmen an der Auftaktveranstaltung zur Erarbeitung eines Trierer Aktionsplans Inklusion teil, zu dem Oberbürgermeister Klaus Jensen eingeladen hatte. In den kommenden zwei Jahren sollen unter städtischer Leitung mit allen interessierten Akteurinnen und Akteuren Ziele und Maßnahmen erarbeitet werden, die ein Miteinander aller Triererinnen und Trierer ohne Barrieren ermöglichen sollen. Angestrebt werden mehr Teilhabe, Chancengleichheit und Vielfalt. Die Initiative geht zurück auf eine UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, die seit 2009 auch in Deutschland gültig ist.

Inklusion bedeutet nicht einfach mehr Förderung oder Hilfe für benachteiligte Personen, sondern ein besseres Miteinander; dies machte der Generalmusikdirektor des Theaters Trier, Victor Puhl, in einem Grußwort deutlich. Er berichtete von der Erfahrung, mit dem Profiorchester des Theaters und der Porta Nigra-Förderschule gemeinsam die Mozart-Oper „Zauberflöte“ auf die Bühne zu bringen. Diese Arbeit habe allen Beteiligten gerade deshalb so viel Freude bereitet, weil sie sich gemeinsam mit etwas beschäftigen konnten, was sie verbindet, der Musik, und nicht mit etwas, was sie trennt.

OB Jensen stieß im Anschluss mit seiner Forderung „Gemeinsamkeit zu schaffen, ohne die Vielfalt aufzugeben“ in das gleiche Horn. Doch er verschwieg nicht, dass die Beseitigung von Barrieren, etwa baulicher Art in öffentlichen Gebäuden, auch Geld kosten werde: „Inklusion ist nicht zum Nulltarif zu haben“, machte er deutlich, doch sie bereichere die Gesellschaft und spare sogar an anderer Stelle Kosten ein. Unter großen Beifall fügte er hinzu: „Wir dürfen das Thema Inklusion nicht zu einer Frage der Ökonomie werden lassen!“

Wie ein „Aktionsplan Inklusion“ konkret aussehen und was er bewirken kann, trug Gastredner Christian Limpert von der rheinhessischen Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen vor. Die Gemeinde hat für zehn Themengebiete zunächst allgemeine Visionen formuliert, die sie in einem zweiten Schritt auf die Definitionen von konkreten Zielen und in einem dritten auf durchzuführende Maßnahmen heruntergebrochen hat. „Erziehung und Bildung“ beispielsweise wird von der Vision eines lebenslangen gemeinsamen Lernens getragen. Ein Ziel ist, dass alle Schulen und Kindergärten inklusiv arbeiten. Konkret verabschiedete Maßnahmen dafür sind der erstmalige Austausch von Wissen zwischen den einzelnen Institutionen und der barrierefreie Umbau der Gebäude. Beim Thema Mobilität ist die Kontrolle von Behindertenparkplätzen an Supermärkten ein konkretes Ziel. Hier haben Ordnungsamt und Marktbetreiber gemeinsam einen Weg gefunden, diese Parkplätze in den öffentlichen Straßenraum zu überführen, der dann auch von der Stadt kontrolliert werden darf.

Der Trierer Inklusionsplan soll ähnlich wie der von Sprendlingen-Gensingen Visionen, Ziele und Maßnahmen für acht verschiedene Themengebiete enthalten: „Erziehung und Bildung“, „Bauen, Wohnen, Mobilität, Barrierefreiheit, Verkehr“, „Kultur, Freizeit und Sport“, „Barrierefreie Kommunikation und Information, Öffentlichkeitsarbeit“, Arbeit und Personalentwicklung“, „Schutz der Persönlichkeitsrechte“, „Interessenvertretung“ und „Gesundheit und Pflege“. Alle acht Bereiche werden in einzelnen Arbeitsgruppen behandelt, die grundsätzlich jedem offen stehen. Eine Lenkungsgruppe mit Mitgliedern aus Rat und Verwaltung koordiniert die Erstellung des Plans.

Auf der Auftaktveranstaltung konnten sich alle Interessierten bereits an Thementischen mit Gleichgesinnten austauschen, erste Anregungen geben und sich für die weitere Mitarbeit in den geplanten Arbeitsgruppen eintragen. Diese ersten Diskussionen machten bereits deutlich, wie groß der Informationsbedarf zu Inklusionsfragen, aber auch wie stark der Wunsch nach Vernetzung aller betroffenen Akteure ist. Die Arbeitsgruppen sollen sich nun ab Februar 2015 drei bis viermal im Jahr treffen.

Wer Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich auch jederzeit an die Koordinatorin im Rathaus, Frau Uta Hemmerich-Bukowski wenden: Tel.: 0651/718-1016, Fax: 0651/718-191016.