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27.09.2016 | Kommunale Geschwindigkeitsüberwachung

Jeder Zehnte war zu schnell

Mobiles Blitzgerät an der Zurmaiener Straße
Mit zwei mobilen Blitzgeräten sind Bedienstete des Ordungsamts seit Januar 2016 Temposündern auf der Spur.
Seit Januar dieses Jahres überwacht die Stadt die gefahrenen Geschwindigkeiten auf Trierer Straßen. Die beiden mobilen Messanlagen des Ordnungsamtes waren bis Ende August genau 1401 Stunden im Einsatz, dabei wurden 580.000 Fahrzeuge überprüft. Fazit: jeder zehnte Autofahrer war zu schnell unterwegs. Durch 59.180 Verwarnungen und Bußgelder hat die Stadt bisher 1,33 Millionen Euro eingenommen.

Pro Monat im Schnitt 7000 Verstöße gegen die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbeschränkung – das überraschte bei der Vorstellung der ersten Messbilanz sowohl Dezernent Thomas Egger als auch die Ausschussmitglieder. „Wir haben analog der Fallzahlen der Polizei, die ja vorher die Geschwindigkeiten im Stadtgebiet überwacht hat, mit einer etwa fünfprozentigen Verstoßquote gerechnet“, erklärte Egger. Dass aktuell doppelt so viele Verkehrssünder wie anfangs kalkuliert Post von der Bußgeldstelle des städtischen Ordnungsamtes erhalten, hat für die Stadtkasse natürlich den positiven Effekt steigender Einnahmen.

Die ursprünglich veranschlagten Einnahmen durch die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung für das laufende Jahr von 768.000 Euro wurden bis Mitte September schon um das doppelte übertroffen. Hochgerechnet auf das ganze Jahr 2016 (bei gleichbleibender „Verkehrsdisziplin“ und Überwachungsintensität) könnten die Verkehrssünder rund 1,9 Millionen Euro in die Stadtkasse spülen.

Für die Einen sind die unvermutet reichlich sprudelnden „Knöllchen-Gelder“ eine willkommene Finanzspritze für die klamme Stadtkasse, für andere Ausschussmitglieder klares Indiz für die schon lange vermutete „Abzocke“ Trierer Bürger. Doch im Gegensatz zu früheren Grundsatzdiskussionen einte angesichts der dokumentierten Fakten – jeder zehnte Autofahrer ist in Trier schlichtweg zu schnell unterwegs - alle Ausschussmitglieder in der Einschätzung, dass die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung zur Verbesserung der Verkehrsdisziplin eingesetzt werden müsse. Wo die Messstellen aus welchem Grund in Zukunft platziert werden – darüber will der Ausschuss noch einmal diskutieren.

Die hohe Zahl der Verstöße relativiert sich etwas, wenn man die Intensität der Überschreitungen analysiert. Bei 95 Prozent der geahndeten Fälle handelt es sich um Verwarnungen. Diese werden bis zu einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 20 Stundenkilometern ausgesprochen (fälliges Verwarnungsgeld zwischen 15 und 35 Euro). Teurer wird es bei höheren Überschreitungen der zulässigen Geschwindigkeit: ab 21 Stundenkilometer wird schon ein Bußgeld von 80 Euro fällig, Überschreitungen ab 31 Stundenkilometern werden schon mit 160 Euro Bußgeld, zwei Punkten in Flensburg und einem Monat Fahrverbot geahndet.

Insgesamt wurden in dieser „Preisklasse“ (Überschreitung über 30 km/h) von Januar bis Ende August 421 Fahrzeuge erfasst. Spitzenreiter bisher ist ein Verkehrsteilnehmer, der mit 123 bei erlaubten 50 Stundenkilometern in der Zurmaiener Straße dokumentiert wurde.

Die gestochen scharfen Bilder der städtischen Geschwindigkeitsmessstationen haben im Übrigen eine vorher ungeahnte Einnahmequelle aufgetan: 233-mal wurde durch das Messfoto neben dem Geschwindigkeitsverstoß auch eine Handynutzung während der Fahrt eindeutig dokumentiert (60 Euro).