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20.02.2018

Gleicher Anteil, aber nicht überall

Grafik: Geschlechteranteil Personal und Führungskräfte bei der Stadtverwaltung Trier
Das ausgeglichene Geschlechterverhältnis in der Stadtverwaltung (Grafik l.), spiegelt sich nicht bei den Führungskräften wider: Nur 31 Prozent der Führungspositionen sind mit Frauen besetzt.

Werden Frauen und Männer in der Stadtverwaltung gleich behandelt? Haben sie bei der Stellenbesetzung etwa bei Führungsaufgaben die gleichen Chancen? Werden Frauen und Männer gleichermaßen gefördert? Fragen wie diesen geht der Gleichstellungsplan 2018 - 2023 nach, den der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung diskutiert hat.

Das Landesgleichstellungsgesetz verpflichtet Kommunen, einen solchen Gleichstellungsplan aufzustellen. Erstellt wurde die knapp 30-seitige Bestandsaufnahme vom Zentralen Personalamt der Verwaltung. Die Daten sind zum Stichtag 30. Juni 2017 erfasst worden. Zu diesem Datum hatte die Stadtverwaltung ingesamt 1966 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Knapp 500 von ihnen, also ein Viertel, sind verbeamtet. Das Durchschnittsalter des Personals im Rathaus lag bei 43,5 Jahren.

Das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Mitarbeitern ist mit 49,6 zu 50,4 Prozent nahezu ausgeglichen (siehe Grafik unten links). Deutliche Unterschiede gibt es aber beim Blick in die Ämter: So gibt es Männerdomänen wie die Feuerwehr und das Grünflächenamt, in denen 90 Prozent der Beschäftigten Männer sind, auch bei der Stadtreinigung und im Tiefbauamt zeigen sich ähnlich hohe Anteile.

Die Stadtverwaltung hatte zum Stichtag 42 Auszubildende. 367 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiteten in Teilzeit, wobei auffällig ist, dass davon über 90 Prozent Frauen sind. Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich auch bei der Entlohnung der Beamten. In höheren Besoldungsgruppen sind Frauen unterrepräsentiert, weshalb sich der Bericht das Ziel setzt, den Anteil der Frauen im Gehobenen Dienst ab der Besoldungsgruppe A 12 und im Höheren Dienst bis 2020 um drei Prozent und bis 2023 um weitere drei Prozent zu erhöhen. Bei den Angestellten ist der Anteil von Frauen und Männern in den höheren Entgeltgruppen ausgeglichener, weshalb dort kein vergleichbares Ziel definiert wird.

Obwohl das Geschlechterverhältnis in der Verwaltung ausgeglichen ist, gibt es einen deutlich höheren Anteil männlicher Führungskräfte (siehe Grafik unten rechts). Nur ein Drittel der Führungskräfte sind Frauen. Auch das soll sich laut dem Gleichstellungsplan ändern. Ziel ist, den Anteil der Frauen in Führungspositionen bis 2023 um sieben Prozent zu erhöhen.

Stimmen der Fraktionen

Im Stadtrat wurde der Gleichstellungsplan generell begrüßt, auch wenn es zu den darin gesetzten Zielen unterschiedliche Meinungen gab. Dr. Elisabeth Tressel (CDU) sprach von „einem wichtigen Steuerungselement für die Arbeit in der Verwaltung". Tamara Breitbach (SPD) lobte, dass der Bericht Transparenz schaffe, bezeichnete die geplanten Schritte der Stadtverwaltung aber als „etwas zaghaft". Petra Kewes (Grüne) betonte, man wolle mehr Frauen in Führungspositionen. Dr. Darja Henseler (Piraten) forderte ergänzend, es müssten auch mehr Leitungspositionen in Teilzeit ermöglicht werden.

Theresia Görgen (Linke) waren die Ziele ebenfalls zu zaghaft und klein. Professor Hermann Kleber (UBT) betonte, man müsse den Bericht differenziert betrachten, es handele sich um „einen Gleichstellungsplan, keinen Gleichmachungsplan". Die heftigste Kritik kam von Michael Frisch (AfD), der den Plan mit sozialistischen Fünf-Jahres-Plänen verglich und sagte, es sei nicht Aufgabe des Staates, regulierend in die Lebenssituationen der Menschen einzugreifen.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe dankte dem Personalamt für die Zusammenstellung der Fakten und betonte, der Bericht habe die Datengrundlage geliefert, um nun überhaupt über Ziele und die Umsetzung diskutieren zu können. mic