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17.01.2017

Erste Schritte in den Arbeitsmarkt

Der aus Afghanistan stammende Flüchtling Ezat Khwaja bearbeitet einen Kuchenteig in der Großbäckerei Biebelhausener Mühle.
Der aus Afghanistan stammende Flüchtling Ezat Khwaja bearbeitet einen Kuchenteig in der Großbäckerei Biebelhausener Mühle. Foto: Bürgerservice
Flüchtlinge in Trier erhalten auch 2017 Unterstützung bei der beruflichen Erstorientierung und Integration durch die Beschäftigungspiloten des Bürgerservice. Dank der Förderung durch den Europäischen Sozialfonds (ESF), das Land und die Stadt ist das Projekt für ein weiteres halbes Jahr gesichert.

2016 haben die Beschäftigungspiloten über 550 Flüchtlinge zu ihren beruflichen Perspektiven beraten. Mehr als 380 Personen wurden über die Besonderheiten des deutschen Arbeitsmarktes und Sozialversicherungssystems informiert. Mit rund 220 Flüchtlingen wurden Kompetenzprofile erarbeitet, die der Agentur für Arbeit und den Jobcentern Anhaltspunkte für die Beratungs- und Vermittlungsarbeit liefern. „Zielgruppe waren und sind noch nicht anerkannte Flüchtlinge, die in Trier wohnen und eine positive Bleibeperspektive haben. Profitieren soll aber auch die Region. Ziel dieses Ansatzes ist, die Potenziale der Flüchtlinge frühzeitig zu identifizieren und für den regionalen Arbeitsmarkt nutzbar zu machen“, erläutert Bürgerservice- Prokuristin Monika Berger.

Vermittlung in ein Praktikum

„Am Anfang bestand unsere Hauptaufgabe darin, umfassend und verständlich zu informieren, schulische und berufliche Qualifikationen und Erfahrungen zu erfassen und zu dokumentieren sowie die Flüchtlinge in Sprachkurse zu vermitteln“, beschreibt Gerlinde Neß ihre Arbeit als Beschäftigungspilotin. „Im weiteren Verlauf rückte aber die Vermittlung in Betriebspraktika, in Arbeit und Ausbildung immer stärker in den Fokus. Und das bleibt auch 2017 ein Schwerpunkt.“ Dass ihre Arbeit Früchte trägt, zeigen Beispiele wie der 21- jährige Ezat Khwaja aus Afghanistan. Er ist seit Herbst 2015 in Trier, wohnt in der Gemeinschaftsunterkunft in der Jägerkaserne, wo auch das Büro der Beschäftigungspiloten untergebracht ist. Ezat hat zunächst ein einwöchiges Praktikum bei der Großbäckerei Biebelhausener Mühle in der Produktion absolviert. Den Kontakt hatten die Beschäftigungspiloten hergestellt. Als der Betrieb Einstellungsbereitschaft signalisierte, kümmerten sich die beiden um alle Formalitäten: Hygieneschulung beim Gesundheitsamt, Klärung der Arbeitserlaubnis mit der Ausländerbehörde und der Arbeitsagentur „Schwierig war, die Schichtarbeit mit dem ÖPNV-Angebot zusammen zu bringen. Für die erste Zeit haben wir mit Hilfe des Betriebes eine Mitfahrgelegenheit organisiert“, erklärt Beschäftigungspilot Gerd Allgayer.

Jetzt hat Khwaja eine Monatskarte, fährt mit dem Zug nach Schoden und läuft dann 20 Minuten zu Fuß zur Arbeit. „Das macht mir nichts aus. Die Arbeit macht Spaß. Die Kollegen sind nett und helfen. Ich bin sehr froh“, sagte er. Auch der Personalchef ist zufrieden: „Herr Khwaja arbeitet sehr zuverlässig und gut. Die anfänglichen Kommunikationsprobleme sind nicht mehr relevant. Um ihm entgegenzukommen, richten wir uns bei der Schichteinteilung soweit es geht nach dem Bahnfahrplan.“

Eine ähnliche Erfolgsgeschichte hat der 18-jährige Salman Rezai vorzuweisen. Er ist ebenfalls Afghane und hat auf eigene Initiative an freiwilligen Deutschkursen teilgenommen, da er noch keine Zulassung für Integrationskurse bekommen hat. Ihn hat Allgayer in eine Ausbildung bei der Glaserei Binsfeld vermittelt. „Auch bei Salman läuft es bisher sehr gut, er spricht schon ganz gut Deutsch und kann sich ergänzend in Englisch verständigen. Sehr hilfreich ist die gute Unterstützung durch die Handwerkskammer.“

Bewährtes Netzwerk

„Solche Erfolge zeigen uns, dass unsere Arbeit sinnvoll ist“ freut sich Neß. „Wir sind froh, dass das Projekt weitergeht und wir unser Unterstützungsangebot fortführen können. Wir haben ein sehr gutes Netzwerk aufgebaut. Die Zusammenarbeit mit den Sozialarbeitern der Stadt und der sozialen Träger klappt sehr gut. Wir kooperieren intensiv mit der Arbeitsagentur, mit den Kammern, dem IQ-Netzwerk, das eine Beratung zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse vorhält, und sind in engem Kontakt mit den Sprachkursträgern und den Anbietern von Qualifizierungen für Flüchtlinge.“

Auch Berger ist froh über den neuerlichen Bewilligungsbescheid. „Das Projekt fügt sich sehr gut in unser Spektrum ein, das mittlerweile auch viele Dienstleistungen in der Flüchtlingshilfe umfasst. Unsere Handwerks- und Dienstleistungsabteilungen waren bei der Herrichtung und Ausstattung der städtischen Wohnungen und Gemeinschaftsunterkünfte beteiligt und bieten weiterhin Hausmeister- und Betreuungsdienste an. Mit dem Projekt ,Wohnen daheim‘ leisten wir praktische Hilfe beim Wohnenlernen in Deutschland und damit einen Beitrag zur Integration. Zudem haben wir im letzten Jahr die Zahl unserer Integrations- und Alphabetisierungskurse verdoppelt“, sagte Berger. Sie ist zuversichtlich, dass es mit dem Beschäftigungspiloten auch nach dem 30. Juni weitergeht.