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27.09.2016 | Sonderausstellung zum Karl-Marx-Jahr 2018

Unverstellter Blick auf einen Denker

Geschäftsführer Dr. Rainer Auts präsentiert das Plakat für die Trierer Ausstellung zum 200. Geburtstag von Karl Marx.
Geschäftsführer Dr. Rainer Auts präsentiert das Plakat für die Trierer Ausstellung zum 200. Geburtstag von Karl Marx.

Die Kulturstadt Trier traut sich was: Nach Konstantin und Nero steht demnächst mit Karl Marx erneut eine umstrittene Figur der Weltgeschichte im Blickpunkt. „Karl Marx 1818-1883 – Leben, Werk, Zeit“ lautet der Titel der Sonderausstellung, die vom 5. Mai bis 21. Oktober 2018 im Rheinischen Landesmuseum und im Stadtmuseum Simeonstift mit schätzungsweise 500 Exponaten auf einer Gesamtfläche von rund 1600 Quadratmetern gezeigt wird.

Ähnlich wie bei Nero soll dabei ein unverstellter Blick auf Marx ermöglicht und manch schiefes Bild korrigiert werden: „Die ideologische Vereinnahmung der Vergangenheit hat eine unvoreingenommene Auseinandersetzung mit Marx erschwert. Wir zeigen deshalb Karl Marx und sein Werk in seiner Zeit. Die Rezeption im 20. Jahrhundert ist nicht Gegenstand der Ausstellung“, erläutert Dr. Rainer Auts, Geschäftsführer der vom Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Trier getragenen Ausstellungsgesellschaft.

Im Rheinischen Landesmuseum steht das Werk Karl Marx‘ und seine Wirkung im 19. Jahrhundert im Mittelpunkt, gegliedert nach den drei Hauptschriften „Kommunistisches Manifest“, „Kritik der politischen Ökonomie“ und „Das Kapital“. Diese an sich trockene Materie wird mit Gemälden, Archivalien und Objekten, aber auch mit modernen Medien und Rauminszenierungen präsentiert. So soll eine Straßenbarrikade die Kämpfe der Revolution von 1848 vergegenwärtigen.

Das Stadtmuseum widmet sich anhand von Zeitdokumenten, Lebensschilderungen und Kunstwerken der Privatperson Karl Marx – Jugend, Flucht und Exil, der Familie, den Weggefährten und der lebenslangen Freundschaft mit Friedrich Engels. Dieser Ausstellungsteil gliedert sich nach den Städten, in denen Marx gelebt hat: Trier, Berlin, Bonn, Brüssel, Paris und London. Werke von William Turner, Claude Monet, Edvard Munch und vielen weiteren berühmten zeitgenössischen Künstlern wurden für die Trierer Ausstellung bei Leihgebern wie dem Louvre in Paris und dem Deutschen Historischen Museum in Berlin angefragt. „Es sieht alles sehr gut aus, die Museen zeigen sich sehr aufgeschlossen für unser Thema“, freut sich Auts.

Die Frage, inwieweit Marx und seine Gesellschaftsanalyse heute noch aktuell sind, wird spätestens seit der Finanzkrise 2008 wieder öfter gestellt. Diese Bezüge zur Gegenwart sind ein wichtiger Aspekt des Rahmenprogramms mit zahlreichen Kooperationspartnern aus Kunst, Kultur und politischer Bildung. Geplant sind unter anderem ein internationaler Forschungskongress der Universität und ein Schülerwettbewerb. Das Karl-Marx-Haus wartet zudem mit einer neu konzipierten Dauerausstellung auf und das Dommuseum plant eine Ausstellung zu der von Marx aufgeworfenen sozialen Frage.

Dass die Farbe Rot die Merchandisingartikel der Ausstellung dominiert, dürfte kaum überraschen. Zum Corporate Design gehört außerdem das weltberühmte Marx-Foto von John Mayall aus dem Jahr 1875. Der Flyer zur Ausstellung wurde zunächst mit chinesischem Text gedruckt, so dass sie vergangene Woche auf dem Stand der Trier Tourismus und Marketing GmbH bei einer Messe in der Partnerstadt Xiamen bereits beworben werden konnte. Touristen aus China gelten als eine der wichtigsten Zielgruppen für einen Trier-Besuch im Karl-Marx-Jahr 2018.

 
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