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19.10.2017 | Marx-Ausstellung im Stadtmuseum

Frühes Scheitern - später Ruhm

Die Ausstellungsräume im Stadtmuseum beinhalten als Besonderheit eine Medienstation in der Mitte des Raumes, an der beispielsweise Briefe von Marx gelesen werden können.
Die Ausstellungsräume im Stadtmuseum beinhalten als Besonderheit eine Medienstation in der Mitte des Raumes, an der beispielsweise Briefe von Marx gelesen werden können. Visualisierung: Bach Dolder Architekten
Die Direktorin des Stadtmuseums, Dr. Elisabeth Dühr, erläuterte dem Kulturausschuss des Stadtrats Details zur großen Landesausstellung, die zum 200. Geburtstag von Karl Marx am 5. Mai 2018 eröffnet wird. Im Stadtmuseum und dem Rheinischen Landesmuseum werden über 300 Objekte von 108 Institutionen aus zehn Ländern zu sehen sein. „Eine ungeheuer aufwändige Geschichte“ sei der Leihverkehr, der teilweise einen Vorlauf von bis zu zwei Jahren brauche, aber jetzt nahezu abgeschlossen sei, betonte Dühr.

Stadtporträts

Stehen im Landesmuseum der intellektuelle und politische Werdegang von Marx im Fokus, beleuchtet das Stadtmuseum den Menschen Marx mit seinem Lebensweg von seiner Kindheit und Jugend in Trier über seine Studienjahre und ersten Berufserfahrungen bis zum Exil in London, wo er mehr als die Hälfte seines Lebens verbrachte und 1883 starb. Leitender Gedanke der Ausstellung sind das frühe Scheitern und der späte Ruhm des Gesellschaftstheoretikers. „Marx ist auf vielen Ebenen gescheitert, glorifiziert wurde er erst nach seinem Tod“, erläuterte Dühr.

Inhaltlich orientiert sich die Ausstellung an den Orten, an denen Marx gelebt hat. Zu jeder Stadt wurde ein umfassendes Porträt erarbeitet, um deutlich zu machen, welche Stadt er vorgefunden hat. In die Stadtbereiche gelangen die Besucher durch eine Art Schleuse, in der die Stadt charakterisiert wird. Die Ausstellungsräume zeichnen sich durch Medienstationen in der Mitte der Räume aus, an denen etwa Briefe von Marx gelesen und die Netzwerke, in denen er sich bewegt hat, verfolgt werden können.

Bewegtes Leben

Nach seiner Kindheit und Jugend in Trier, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch Spannungen zwischen der katholischen Bevölkerung und protestantischen Herrschern sowie einem fortschreitenden wirtschaftlichen Niedergang geprägt ist, geht Marx mit 17 Jahren zum Studium nach Bonn und Berlin. In Bonn, zu dieser Zeit nur ein größeres Dorf mit 6000 Einwohnern, wird der junge Marx wegen „nächtlichen Lärmens und Trunkenheit“ zweimal eingekerkert. Nach seiner Promotion zieht es ihn nach Köln. Dort wird er Redakteur und kurz darauf Chefredakteur der Rheinischen Zeitung. Hier schreibt er unter anderem gegen das Holzdiebstahlgesetz an, das den Armen verbietet, Totholz in privaten Wäldern zu sammeln. Nachdem das Blatt mehrfach die Zensur durch die preußische Obrigkeit unterläuft, wird es 1843 verboten. Marx geht daraufhin nach Bad Kreuznach, wo er auch seine Verlobte Jenny von Westphalen heiratet (siehe hierzu Artikel unten). Gemeinsam ziehen die Beiden nach Paris, zu dieser Zeit mit einer Million Einwohner die zweitgrößte Stadt Europas mit extremen Widersprüchen zwischen Arm und Reich. Hier beginnt auch die enge Zusammenarbeit mit Friedrich Engels.

Nachdem er auf Druck der preußischen Regierung aus Paris ausgewiesen wird, gehen Marx und seine Frau Jenny nach Brüssel, wo sie mit Armut, Kinderarbeit und Hunger konfrontiert werden. Engels folgt ihnen. „Marx wollte verstehen, was sich in der Gesellschaft abspielt. Die Erkenntnis, dass er hierfür zunächst die Ökonomie verstehen muss, hat er Engels zu verdanken“, machte Dühr den großen Einfluss Engels auf Marx deutlich. Als auch Belgien den Aufrührer loswerden möchte, landen sie während des Revolutionsjahrs 1848 in Köln, dann in Paris, bevor sie ins englische Exil nach London gehen – Mitte des 19. Jahrhunderts die größte Stadt der Welt, mit technischen Innovationen wie einer U-Bahn und Kanalisation, aber auch riesigen Elendsquartieren. Marx ist nahezu täglich in der Bibliothek des British Museum, um internationale Zeitungen zu lesen und seine Studien zur Ökonomie zu betreiben. Mit Jenny und den Kindern lebt er in ärmlichen Verhältnissen. Besserung tritt nur durch die finanzielle Unterstützung von Engels ein und als Jenny erbt. Von den sieben Kindern sterben in London vier, sodass das Ehepaar drei Töchter aufzieht. Marx selbst stirbt am 14. März 1883 in London, keine zwei Jahre nach Jenny.

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