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10.11.2017 | Erinnerung

Trierer gedenken der Opfer der Pogromnacht

Kranzniederlegung an der Gedenkstele in der Zuckerbergstraße
OB Wolfram Leibe und die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Jeanna Bakal, ehren die Opfer des Pogroms an der Stele in der Zuckerbergstraße. Rabbiner Gérald Rosenfeld (r.) sprach bei der Gedenkfeier das Gebet.

Auch fast 80 Jahre nach der Pogromnacht, der am 8./9. November 1938 unzählige jüdische Bürger zum Opfer fielen, muss immer wieder ein Zeichen gegen Gewalt, Ausgrenzung und Rassismus gesetzt werden. Dieser Gedanke stand im Mittelpunkt der Gedenkstunde auf Einladung der jüdischen Kultusgemeinde in der vor 60 Jahren eingeweihten neuen Synagoge in der Hindenburgstraße. Vorher hatten Jeanna Bakal, Vorsitzende der Gemeinde, und OB Wolfram Leibe Kränze an der Stele in der Zuckerbergstraße niedergelegt. Auf diesem Platz stand früher die Trierer Synagoge. Danach sprach Rabbiner Gérald Rosenfeld aus Metz ein Gebet.

Leibe zeigte sich in seiner Rede in der Synagoge erfreut, dass neben seinen Stadtvorstandskollegen Angelika Birk und Andreas Ludwig zahlreiche Stadtratsmitglieder an der Gedenkstunde teilnahmen. „Damit setzen wir das positive Zeichen, dass Trier eine Stadt der Vielfalt ist. Der friedliche Umgang miteinander ist das höchste Gut. Dafür bedarf es immer wieder einer gemeinsamen Kraftanstrengung.“ Für Jeanna Bakal ist der 9. November neben der Erinnerung an die Schrecken des Pogroms auch ein Tag der Hoffnung, weil die Integration der Juden in die Stadtgesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten sehr gut gelungen sei. Die Ausstellung zum 60. Geburtstag der neuen Synagoge in der Hindenburgstraße habe in diesem Jahr „eindrucksvoll gezeigt, wie vielfältig unser Gemeindeleben heute ist. Der interreligiöse Dialog spielt eine immer größere Rolle“, so Bakal.

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde in einem Akt beispielloser Brutalität die Synagoge am Zuckerberg geschändet. Damals war die jüdische Gemeinde Triers durch Flucht und Auswanderung bereits um die Hälfte geschrumpft. Hatten zu Beginn der Nazizeit noch mehr als 800 Juden in Trier gelebt, waren es im November 1938 nur noch gut 400. Die in Trier verbliebenen Juden erlitten bei dem Pogrom schwere Misshandlungen. Ihre Geschäfte und Betriebe wurden „arisiert“,  die Inhaber vom öffentlichen Leben ausgegrenzt. Die Synagoge, von jeher ein Ort des Friedens und der Begegnung, wurde entweiht, geschändet und verwüstet. Mehr als 100 jüdische Mitbürger ließen die Nazischergen verhaften.

Diese schlimmen Ereignisse waren aber nur das Vorspiel zu einem noch schlimmeren Terror: Im Oktober 1941 kam es zu ersten Deportationen jüdischer Einwohner in das Ghetto Lodz. Mehr als 400 jüdische Bewohner Triers wurden später in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nur einige wenige von ihnen überlebten das Grauen und kehrten nach Trier zurück.

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