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22.01.2018 | Grossregion

Schuman-Kunstpreis geht nach Saarbrücken

Blick auf die Videoinstallation mit der ein Saarbrücker Künstler den Robert-Schuman-Kunstpreis 2017 gewonnen hat.
Blick auf die Videoinstallation mit der Thilo Seidel den Robert-Schuman-Kunstpreis 2017 gewonnen hat. Foto: Ph. Gisselbrecht/Ville de Metz
Mit einer Videoinstallation hat der Saarbrücker Künstler Thilo Seidel in Metz etwas verspätet den Robert-Schuman-Kunstpreis für das Jahr 2017 gewonnen. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung, die die Städte Luxemburg, Metz, Saarbrücken und Trier alle zwei Jahre verleihen, ist  ein renommierter Preis für Gegenwartskunst der Großregion. Die preisgekrönte Videoinstallation stellt eine gewohnte Alltagssituation im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf.

Das Unterwasser-Video zeigt einen Mann, der in ein Schwimmbad springt und schwimmt. Dabei ist zeitweise die Wasseroberfläche am Boden und der Badboden an der Decke zu sehen. Die Jury hat ein Kunstwerk belohnt, „bei dem wir von einem Raum überrascht werden, in dem die Orientierungspunkte umgekehrt sind“, sagte deren Mitglied William Schuman. Die Stadt Trier war in der Jury vertreten durch Dr. Bärbel Schulte, stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums, sowie durch die Künstlerin Gaby Peters, die den Preis 2015 gewonnen hatte.

Für Dr. Elisabeth Dühr, Leiterin des Stadtmuseums, das die Preisverleihung schon mehrfach ausgerichtet hat, liegt der besondere Reiz des Videos in dem jähen Umbruch von einer meditativen Stille im Becken zu einem Schreckensmoment durch den Wasserspringer. Seidel erforscht in seinen Arbeiten immer wieder Schnittstellen von Fotografie, Video und Installation. Als Filmemacher beschäftigt er sich intensiv mit dem Alltag, um dann durch eine Verfremdung das Spezifische diverser Situationen herauszuarbeiten. Der 1987 in München geborene Seidel hat an der Saarbrücker Hochschule der Bildenden Künste studiert. Er ist Mitbegründer der Künstlerinitiativen „Tjurip“ und „TMQL!“ sowie Mitorganisator temporärer Kultur- und Ausstellungsprojekte in Saarbrücken.

Drei Ausstellungsstandorte

Seidels Werk sowie die Beiträge der anderen 15 Künstler im Wettbewerb sind bis 4. März an drei Standorten in Metz zu sehen: der früheren Kirche Saint Pierre-aux-Nonnains, im Arsenal und in der Ecole supérieure d'Art de Lorraine. Jede Stadt hatte vier Künstler nominiert. Trier wurde durch Klaus Maßem, Werner Müller, Matthias Platz und Salman Rezaï vertreten. Die Auswahl hatte der Künstler Sebastian Böhm getroffen, der sich als Kurator auch um die zahlreichen Details der Präsentation kümmerte.

Nach Einschätzung von Dühr, die den Schuman-Preis seit seiner Premiere 1991 begleitet, liegt der langfristige Gewinn in den Ausstellungen, die einen umfassenden Überblick zur zeitgenössischen Kunst der Großregion bieten. In Metz sind jetzt Zeichnungen, Fotografien, Klang- und Video-Installationen zu sehen, aber auch Performances und Plastiken. Verschiedene Künstlergenerationen, die klassische oder zeitgenössische Techniken einsetzen, treffen aufeinander.

Der Kunstpreis ist Robert Schuman gewidmet, einem der Gründerväter Europas, der französischer Außenminister war und pro-europäische Ideen für einen dauerhaften Frieden vertrat. Der Preis soll ein Zeichen sein für ein Europa der Regionen. Die 1991 unter maßgeblicher Beteiligung des damaligen Trierer Kulturdezernenten Walter Blankenburg ins Leben gerufene Auszeichnung stärkt den Gedanken einer europäischen Kultur, indem sie dem zeitgenössischen künstlerischen Schaffen ein grenzüberschreitendes Schaufenster bietet und gleichzeitig die internationale Karriere von Künstlern fördert.

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