trier.de - zur Startseite
Zur Startseite

07.04.2017 | Aus dem Stadtrat

Standort und Höhe der Marx-Statue stehen fest

Die Trierer Karl-Marx-Statue nimmt mehr und mehr Gestalt an: Der Stadtrat hat sich mehrheitlich für die mit der Volksrepublik China vereinbarten Ausführungsdetails ausgesprochen. Demnach wird die Bronzeskulptur inklusive Sockel mit einer Höhe von 5,50 Meter auf dem Simeonstiftplatz errichtet. Ebenfalls beschlossen wurde ein gemeinsamer Antrag von CDU, SPD und UBT, im Umfeld der Statue eine Infotafel zur historischen Bedeutung von Karl Marx aufzustellen.

Baudezernent Andreas Ludwig versuchte, etwas Schärfe aus der Debatte herauszunehmen: „5,50 Meter, das passt doch genau zum Geburtstag von Karl Marx am 5.5.“ Genau an diesem Datum, dem 5. Mai 2018, soll die Statue zur Feier des 200. Marx-Geburtstags eingeweiht werden. Nachdem der Stadtrat sich im März grundsätzlich für die Annahme des Geschenks der Volksrepublik China ausgesprochen hatte, oblag es Ludwig, mit dem Bildhauer Wu Weishan und dem chinesischen Generalkonsulat in Frankfurt über Einzelheiten der Gestaltung und Kostenverteilung zu verhandeln (die RaZ berichtete).

Wesentliches Ergebnis war die Verringerung der Gesamthöhe (Skulptur plus Sockel) um 80 Zentimeter. Der Sockel besteht aus einem Betonkern mit Natursteinverkleidung und Stufen, die zum Sitzen einladen. Vorgesehen ist eine fünfeckige Form mit Spitzen, die in die Richtung der Städte Berlin, Hamburg, Paris, London und Trier weisen – fünf Lebensstationen von Marx. Laut Ludwig soll der Sockel 90 bis 120 Zentimeter hoch sein, daraus ergibt sich eine Größe der Marx-Figur zwischen 4,30 und 4,60 Meter.

Das Geschenk aus China umfasst die Herstellung, den Transport und die Verankerung der Bronzeskulptur sowie die Herstellung des Sockels.  Die Stadt kümmert sich um das Fundament und die Pflasterarbeiten, wobei die Höhe der Kosten noch nicht beziffert wurde.

„Karl Marx ist der bekannteste Trierer weltweit und es ist unsere Aufgabe, uns damit auseinanderzusetzen und gleichzeitig eine möglichst große Akzeptanz für die Statue zu schaffen“, betonte Andreas Ludwig. Die Gespräche mit den Vertretern Chinas seien sehr angenehm verlaufen. „Das sind feine Menschen, die aufrichtig an einer einvernehmlichen Lösung interessiert sind.“

Stimmen der Fraktionen

CDU-Fraktionsvorsitzender Udo Köhler lobte das „außerordentliche Verhandlungsgeschick“ Ludwigs und zeigte sich zufrieden mit der Verkleinerung um „fast einen Meter“. Zugleich kündigte Köhler an, dass seine Fraktion wegen Vorbehalten einzelner Mitglieder gegenüber dem Standort Simeonstiftplatz nicht geschlossen für die Vorlage stimmen werde.

„Die lebhafte Debatte um Karl Marx tut der Trierer Politik gut“, konstatierte Markus Nöhl (SPD). Für den bisher etwas im Abseits stehenden Simeonstiftplatz sei durch die Statue eine Aufwertung zu erwarten.

Dass sich Trier mit einem Bekenntnis zu Karl Marx immer noch schwer tut, trägt für Richard Leuckefeld (B‘ 90/Grüne) Züge einer „Provinzposse“. Er erinnerte daran, dass Marx mit seinem Hauptwerk „Das Kapital“ zu den am meisten zitierten ökonomischen Theoretikern weltweit zähle.

Prof. Hermann Kleber (UBT) ging auf die geplante Infotafel ein: „Damit kann eine Debatte zur historischen Einordnung angestoßen werden. Im Übrigen habe ich großes Vertrauen in die Trierer und in unsere Gäste: Es ist nicht zu befürchten, dass die Statue als einseitige ideologische Darstellung gesehen wird.“

Mateusz Buraczyk (Die Linke) bezeichnete die geplante Marx-Statue im Stadtzentrum als „großen Fortschritt für Trier“. Allzu detaillierte Gestaltungswünsche des Stadtrats lehnte er als Eingriff in die Kunstfreiheit ab.

Als „kosmetische Korrektur“ und „Scheinkompromiss“ kritisierte Michael Frisch (AfD) die vereinbarte Verkleinerung um 80 Zentimeter. „Es gab nie einen wirklichen Verhandlungsspielraum bei diesem Megaprojekt der Chinesen.“ Der AfD-Antrag, über die Aufstellung der Statue einen Bürgerentscheid herbeizuführen, wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.

Tobias Schneider (FDP) bezeichnete die Planungen für die Statue als „Darstellung einer Ikone, wie man sie aus kommunistischen Ländern kennt.“ Ein kritischer Blick auf Marx sei offenbar nicht erwünscht. Die Verhandlungen hätten außer dem „Feigenblatt“ der Höhenreduzierung keine Veränderung gebracht.

Bei der Schlussabstimmung votierten neben OB Wolfram Leibe auch die SPD, UBT und Linke sowie die Mehrheit der CDU und einige Grüne für die Vorlage (32 Stimmen). Es gab neun Nein-Stimmen aus den Reihen der CDU, Grünen, AfD und FDP sowie sechs Enthaltungen.

 
Druckhinweis: Standardmäßig werden Hintergrundbilder/-farben vom Browser nicht ausgedruckt. Diese können in den Druckoptionen des Browsers aktiviert werden.