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04.02.2016 | Aus dem Stadtrat

Wohnraum für eine gelungene Integration

Planentwurf für den Sozialwohnungsbau am Standort Mariahof
In einer ersten Machbarkeitsstudie schlugen die Architekten für den Standort in Mariahof eine lockere Bebauung mit viel Grün vor. Skizze: werk.um architekten
Die Stadt ist in der Pflicht, eine weiterhin wachsende Anzahl von Asylbegehrenden unterzubringen, der Trierer Wohnungsmarkt ist jedoch bereits sehr angespannt. Um den wachsenden Bedarf an Wohnungen für Flüchtlinge und bedürftige Triererinnen und Trierer zu decken, hat der Stadtrat mit großer Mehrheit bei einer Gegenstimme der AfD beschlossen, Neubauten im sozial geförderten Wohnungsbau zu errichten.

Als Standorte für Neubauten wurden das Grundstück am Hofgut Mariahof, das momentan noch als Parkplatz dient, und das Grundstück A1/A2 im Baugebiet BU 14 „Ober der Herrnwiese“ in Filsch benannt. Für beide Gebiete hatte die Stadt bereits in den Ortsbezirken sehr gut besuchte Bürgerinformationen veranstaltet, in denen sie die Pläne vorstellte und die Anregungen und Sorgen der Anwohner aufnahm (die Rathaus Zeitung berichtete). Mit dem Ratsbeschluss kann nun die konkrete Planung starten. Das Bauvorhaben mit einem Kostenvolumen von rund zwölf Millionen Euro soll als ein vom Land gefördertes Pilotprojekt durchgeführt werden. In Mariahof könnten – je nach Zuschnitt – 31 bis 43 Wohnungen entstehen, in Filsch 42 bis 50. Im ganzen Stadtgebiet sollen zudem weitere Grundstücke für die Bebauung im sozial geförderten Wohnungsbau untersucht werden.

In einem weiteren Beschluss gab der Stadtrat bei einer Nein-Stimme der AfD grünes Licht für das Vorhaben, das Hauptgebäude der ehemaligen Berufsschule Unter Gerst in Ehrang als weitere Flüchtlingsunterkunft herzurichten. Bis zu 39 Asylsuchende sollen auf der Fläche des ehemaligen Kindergartens unterkommen, ebenso eine Sozialbetreuung und ein Kinderspielbereich. Die Turnhalle ist weiter für Sportvereine nutzbar. Bürgermeisterin Angelika Birk kündigte an, die Bewohner des Viertels im Rahmen der nächsten Ortsbeiratssitzung am 3. März, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus Ehrang ausführlich über die Pläne zu informieren.

Horst Erasmy hatte in der Stadtratsdebatte das erste Wort. Der Ortsvorsteher von Trier-West bezeichnete die angebliche Aussage eines Ortsbeiratsmitglieds von Filsch, Trier-West sei ein „Land der fliegenden Messer“, als „Unverschämtheit“. Der Ortsbeirat Filsch hatte die Errichtung von Mehrfamilienhäusern, in denen auch Flüchtlinge wohnen sollen, abgelehnt, während die Ortsbeiräte von Mariahof und Tarforst ihr mehrheitlich zugestimmt hatten. Erasmy erklärte, in Trier-West engagiere sich der Stadtteil, es gebe auch rund um die Jägerkaserne keine Beschwerden und keine Vorkommnisse und er schloss mit der Aussage: „Als Stadtteil muss man natürlich auch gewillt sein, die Flüchtlinge zu integrieren.“

Baudezernent Andreas Ludwig stimmte Erasmy in seiner Einschätzung der Lage in Trier-West zu. Zur Sozialstruktur der neuen Bewohner habe man viele Nachfragen erhalten, die eine Öffnung der neuen Häuser auch für andere Bevölkerungsgruppen forderten. „Ja, wir wollen eine gescheite Mischung dort ermöglichen“, machte er deutlich. Ludwig kündigte zudem an, mit den Nachbarn der zu bebauenden Grundstücke weiter im Dialog zu bleiben.

Stimmen der Fraktionen

Dr. Elisabeth Tressel (CDU) betonte, ihre Fraktion unterstütze die Vorlage insbesondere deshalb, weil sie dahingehend geändert wurde, dass die neuen Wohnungen nicht nur Flüchtlingen offenstehen sollen. „Dies zeigt, dass die Stadt die Bedenken der Bürger ernstgenommen hat“, erläuterte sie. Es werde das Ziel verfolgt, kein Ghetto zu schaffen, sondern durch dezentrale Unterbringung die Integration zu ermöglichen.

Begoña Hermann (SPD) erinnerte daran, dass die Unterbringung von Asylbewerbern eine Pflichtaufgabe der Stadt sei und zudem ein Gebot der Menschlichkeit. Sie lobte die systematische Vorgehensweise der Stadt, Wohnungen für Flüchtlinge anzumieten, leer stehende Gebäude wie die Jägerkaserne umzunutzen und zusätzlich Neubauten zu errichten. Als Ortsbeiratsmitglied von Mariahof mahnte sie jedoch auch: „Die bestehenden Sozialwohnungen müssen endlich saniert werden.“

Thorsten Kretzer (B 90/Grüne) sagte: „Jetzt existieren Fördermaßnahmen für den sozialen Wohnungsbau, von denen wir vor ein paar Jahren noch geträumt hätten. Diese Chance müssen wir ergreifen.“ Mit dem modularen Wohnungsbau beschreite die Stadt zudem einen innovativen Weg.

Professor Hermann Kleber (FWG) konstatierte: „Trier hält Kurs“. Der Masterplan aus dem Herbst 2015 werde mit der aktuellen Vorlage fortgeführt. Es lohne sich, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt die Bürger einzubeziehen. Zusätzlich zu Förderprogrammen des Landes benötige man für den sozialen Wohnungsbau aber auch „jede Menge privates Kapital“ und die Beteiligung regionaler Baugesellschaften. Auch Tobias Schneider (FDP) betonte: „Beim sozialen Wohnungsbau muss man Private mit ins Boot holen.“ Außerdem wies er auf die Aufgaben der Zukunft hin: „Die Wohnungen werden uns viele Jahre beschäftigen, sie müssen gut in Schuss gehalten werden.“

Paul Hilger (Linke) forderte weitere Anstrengungen: „Es muss dauerhaft in große Sozialbauten investiert werden.“ Beim Bau von Mehrfamilienhäusern sollten zudem mehr als nur 25 Prozent Sozialwohnungen geplant werden. Michael Frisch (AfD), der als einziger die Vorlage ablehnte, sagte: „Die Fördergelder sind auch Steuergelder.“ Die Stadt müsse zudem erhebliche eigene Mittel aufwenden.