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17.11.2014 | Schatzkammer

Trierer Juwelen der Buchkultur

Erster rundgang durch die Schatzkammer
Bibliotheksdirektor Prof. Michael Embach zeigt den Premierengästen, darunter OB Klaus Jensen und Dr. Josef Peter Mertes, Vorsitzender der Fördergesellschaft (v. l.), den prachtvollen Buchdeckel des Ada-Evangeliars.

Einen faszinierenden Blick in die Kunst und Kultur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit bietet die nach dem Umbau und insgesamt vierjähriger Schließung wiedereröffnete Schatzkammer der Stadtbibliothek Weberbach. Die Präsentation umfasst 50 Exponate, mit dem Egbert-Kodex, dem Ada-Evangeliar und einer Gutenbergbibel als Höhepunkte.  Eine effektvolle Beleuchtung und das begleitende Multimediaangebot sorgen für ein gelungenes Ausstellungserlebnis.

Das älteste Buch der Stadt Trier ist fast 1300 Jahre alt: 719 entstand die Handschrift „Liber de promissionibus“, die höchstwahrscheinlich aus Norditalien in die Trierer Abtei St. Matthias und von dort im 19. Jahrhundert in die Stadtbibliothek gelangte. Es handelt sich um die Abschrift eines theologischen Textes aus dem 5. Jahrhundert. Im Vergleich zu vielen anderen Exponaten der Schatzkammer ist dieser aus 115 Blättern bestehende Kodex ziemlich unscheinbar, da er keine Buchmalereien oder großformatigen farbigen Initialen enthält und mit Abmessungen von 21 mal 14 Zentimetern vergleichsweise klein geraten ist. Doch die aus Großbuchstaben bestehende Schrift auf dem fleckigen Pergament ist heute noch erstaunlich gut lesbar.

Alle Sinne angesprochen

Dass die Handschrift jetzt mit den anderen Schätzen der Stadtbibliothek endlich in einem angemessenen und modernen Ausstellungsrahmen präsentiert werden kann, zog am Freitag viel Prominenz zur Eröffnungsfeier in die Weberbach. Bibliotheksdirektor Prof. Michael Embach begrüßte unter anderem Ministerpräsidentin Malu Dreyer, seine Kollegin Monique Kieffer, Leiterin der Nationalbibliothek von Luxemburg, sowie die Landtagsabgeordneten Arnold

Schmitt und Bernhard Henter. „Die Schatzkammer spiegelt eine Kontinuität von der Antike über das Mittelalter bis in die Neuzeit, wie sie deutschlandweit nur in Trier erlebt werden kann“, unterstrich Dreyer in ihrer Ansprache. Wer die Ausstellung besuche, müsse zu der Überzeugung gelangen, dass E-Books nie ganz das klassische Buch, das alle Sinne anspreche, ersetzen können.

Als ein „würdiges Forum für Juwelen der Buchkultur mit Kostbarkeiten von großer Schönheit, internationalem Rang und hohem Wert“ bezeichnete Oberbürgermeister Klaus Jensen die Schatzkammer, die jetzt auch stärker in das Standardprogramm des Tourismusmarketings eingebunden werden soll. Mit einem barrierefreien Zugang, Audioguides in Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch, einem Touchscreen zum virtuellen „durchblättern“ der Exponate und einer begleitenden App für den Rundgang wurden die Voraussetzungen geschaffen, ein breiteres Publikum anzusprechen. In den klimatisierten Räumen herrscht zur Schonung der Exponate eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit. „Die Vitrinen der Highlights sind praktisch luftdicht und verfügen jeweils über ein eigenes Klimagerät“, erläutert Roland Kleber vom Ingenieurbüro Rittgen.

Gut 600.000 Euro hat der Umbau gekostet, davon stammen 255.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, 15.000 Euro steuerte die Landesregierung bei und immerhin 60.000 Euro stellte die Fördergesellschaft der Stadtbibliothek zur Verfügung. Der Restbetrag kommt aus dem städtischen Haushalt. Dass die Schatzkammer jetzt täglich geöffnet ist, ist nur durch ehrenamtlichen Einsatz möglich: Ein fester Stamm von 30 Helfern hat sich für den freiwilligen Kassendienst gemeldet.

Die kostbarsten Schätze werden in der Ausstellung dauerhaft präsentiert: Der zum Weltdokumentenerbe zählende Egbert-Kodex, ein Hauptwerk der ottonischen Buchkunst aus dem 10. Jahrhundert, das Ada-Evangeliar mit seinem vergoldeten Deckel und die Trierer Gutenberg-Bibel, eines der frühesten gedruckten Bücher überhaupt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Andere Exponate werden nach einer gewissen Zeit ausgetauscht. Eine Orientierung über den Gesamtbestand bietet der Katalog „Hundert Highlights. Kostbare Handschriften und Drucke der Stadtbibliothek Trier“.

  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr, Samstag, 10 bis 16 Uhr, Sonntag, 11 bis 15 Uhr.
 
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