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20.07.2015 | Intendant Weber verabschiedet

Elf turbulente Theaterjahre

Gruppenbild mit Thomas Egger, Gerhard Weber, Andrea Sand und Wolfram Leibe.
OB Wolfram Leibe (rechts, mit seiner Frau, Professor Andrea Sand) und Kulturdezernent Thomas Egger (l.) würdigen Gerhard Webers Arbeit am Theater. Foto: Thielen
Gerhard Weber ist am Samstagabend nach elf Jahren als Intendant des Stadttheaters verabschiedet worden. Oberbürgermeister Wolfram Leibe würdigte den gebürtigen Hannoveraner als „Fels in der Brandung“ des Theaterbetriebes. Kulturdezernent Thomas Egger sagte, sein Verhältnis zum scheidenden Intendanten sei auch bei Meinungsverschiedenheiten stets von gegenseitigem Respekt geprägt gewesen.

Kurz vor dem großen Finale kam der große Wind an diesem schwül-warmen Sommerabend. Als Gerhard Weber nach vier Stunden Programm zu seiner kurzen Dankesrede anhob, als unten im Foyer die Steff-Becker-Band ihre Instrumente richtete, fegten frische Brisen durch den Theatergarten. Sie brachten nicht nur Abkühlung, sondern wirkten geradezu inszeniert. Im Flattern der weißen Tischdecken, im Erlöschen der überall aufgestellten Kerzen lag ein gerüttelt Maß an Symbolkraft: Wind of Change.

So dankte Weber nicht nur seinen Mitarbeitern für die Arbeit in den vergangenen elf Jahren. Der scheidende Intendant wünschte seinem Nachfolger zugleich viel Erfolg in Trier. „Toi, toi, toi für Karl Sibelius und das neue Team“, schickte Weber seine Botschaft von der Bühne aus an den Österreicher, der vom 1. August in die Fußstapfen des Hannoveraners treten wird. Dessen Verdienste um und für das hiesige Theater ausgiebig zu würdigen, war zuvor Sache der Politik gewesen. Der Mainzer Kulturstaatssekretär Walter Schumacher bezeichnete Weber als „Theaterzauberer“. Nur der Zauberkasten Theater, das wirklich zeige, was in Wirklichkeit nicht ist, schaffe es, sagte Schumacher, „dass Hamlet stirbt und danach Spaghetti essen geht“. Weber habe in seiner Trierer Zeit nicht nur Hamlet inszeniert, sondern für seine Mannschaft auch viele Pfunde Spaghetti gekocht, so Schumacher. „Was für eine Maximierung Mensch haben Sie in all den Jahren hier betrieben“, betonte der Staatssekretär.

Kein Theater-Exit

Für Oberbürgermeister Wolfram Leibe war Weber in dieser Zeit der „Fels in Brandung“. Der Stadtchef versicherte, dass es unter seiner Führung keinen Theater-Exit geben werde. „Dafür stehe nicht nur ich als Oberbürgermeister, dafür stehen auch der Stadtvorstand, das Land und der Stadtrat ein“, erklärte Leibe unter dem Applaus des gesamten Hauses. Die Weber-Ära charakterisierte der OB als „turbulente, produktive, gute und erfolgreiche Jahre“. Weber sei stets und im besten Sinne Gastgeber gewesen. „Und nach der Inszenierung von Benjamin Brittens Oper ‚Peter Grimes‘, einer meiner Lieblingsopern übrigens, konnten Sie bei mir ohnehin nichts mehr falsch machen“, sagte Leibe.

Kulturdezernent Thomas Egger erinnerte in seiner Würdigung an die harte Auseinandersetzung in der Debatte über Sparauflagen und mögliche Spartenschließungen am Theater. Weber hatte vor zwei Jahren den Protest dagegen angeführt. Damals sei er als Kulturdezernent oft gefragt worden, warum er sich als Dienstvorgesetzter so etwas gefalle lasse. „Aber so, wie es mein Recht, ja, meine Pflicht war, im Interesse der Leistungsfähigkeit unserer Stadt Strukturen zu hinterfragen“, sagte Egger, „so war es Ihr Recht, ja, Ihre Pflicht, sich schützend vor Ihr Theater und Ihre Mitarbeiter zu stellen.“ Er, Egger, habe nie einen Grund gesehen, ihn, Weber, davon abzuhalten. „Denn trotz aller Meinungsverschiedenheiten war unser Verhältnis stets von gegenseitigem Respekt geprägt“, betonte der Dezernent.

Letztmalig wurde am Samstagabend unter der Intendanz von Gerhard Weber auch die Theatermaske durch die Gesellschaft der Freunde des Theaters als Kulturpreis verliehen. Neuer Preisträger ist Victor Puhl. Eine „überwältigende Mehrheit des Publikums“ sowie das Kuratorium der Gesellschaft hätten sich für den Generalmusikdirektor ausgesprochen, sagte die Vorsitzende Hiltrud Zock. „Victor Puhl ist ein Gewinn für das Theater“, so Zock, „und wir sind bestrebt, sein Wirken weiterhin in Trier zu erhalten.“ Über 600 Zuschauer im vollbesetzten Saal feierten den neuen Preisträger mit minutenlangem und frenetischen Applaus. Puhl konnte den Preis, der seit 2001 für „herausragende Leistungen am Trierer Theater“ verliehen wird, erstmals in Empfang nehmen. Jüngst hatte es eine Debatte um die Vertragsverlängerung für den GMD gegeben.