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04.09.2015 | Neue Spielzeit im Theater

Klavierklänge statt Maschinenlärm

Ensemble und Regieteam von „Der Zauberberg“ proben in einer Halle des ehemaligen Walzwerks.
Ensemble und Regieteam von „Der Zauberberg“ während der Proben im Walzwerk. Die Zuschauerzahl ist aus Gründen des Brandschutzes, aber auch aus künstlerischen, auf 99 Leute begrenzt. Foto: Kerstin Michels
Einige schwere Maschinen stehen noch in den Hallen des ehemaligen Walzwerks in Kürenz. An der Decke hängt ein Kran. Doch Metall wird hier seit Ende 2014 nicht mehr verarbeitet. Stattdessen gibt es Kultur: Kein lauter Maschinenlärm erwartet den Besucher sondern zarte Klavierklänge. „Wir haben das Ziel, euch verrücken zu wollen und uns selbst zu verrücken, auch räumlich“, sagt Triers neuer Theater-Intendant Dr. Karl M. Sibelius, der kurz vor Beginn der neuen Spielzeit zur Pressekonferenz eingeladen hat, in Anlehnung an das Motto der Spielzeit "Verrückt Euch" . Das Walzwerk sei eine „geniale Location“, welche das Theater für eine Übergangszeit nutzen könne. Thomas Manns „Der Zauberberg“ feiert in diesem besonderen Ambiente am Freitag, 18. September, 19.30 Uhr, Premiere.

Internationaler Charakter

Die Pressekonferenz nutzen Sibelius und seine Spartenleiter um die Ensembles der Bereiche Schauspiel, Musiktheater und Tanz vorzustellen. „Alle haben Zwei-Jahres-Verträge und verdienen 200 Euro mehr als im Kollektivvertrag Bühne festgelegt ist“, betont Sibelius, um anderslautenden Gerüchten entgegenzutreten. Vor allem beim Tanztheater fällt der internationale Charakter des Ensembles auf: Tänzerinnen und Tänzer aus Venezuela, Nicaragua, Spanien, den Philippinen oder auch Israel werden künftig in Trier auf der Bühne stehen. Doch nicht nur auf der Bühne ändert sich vieles, sondern auch drumherum: Gerade wird ein Teil der Aussenfassade mit Graffitis aufgepeppt, das Foyer wird umgestaltet und das Mobile Home, eine Art riesiger Wohnwagen, wurde angeliefert. Sibelius wird darin sein Büro haben. Neugierige können sogar darin übernachten.

Auch der öffentliche Raum wird von den Theaterleuten aufgewirbelt: Manch einer fand in den vergangenen Tagen ein Bändchen an seinem Fahrrad auf dem „Leider noch bis 11.9 geschlossen. Teatrier.“ zu lesen ist. Weitere Aktionen dieser Art sind laut Theater-Website in Planung. Der „Eröffnungswahnsinn“ mit drei aufeinanderfolgenden Premierenwochenenden, startet am Freitag, 11. September, mit dem Ein-Mann-Musical „Alles bleibt anders“ mit Sibelius in der Hauptrolle und der Kammeroper „UR_“. Die Karten für das Musical haben keinen festen Preis – „Zahl‘ was du willst“ lautet hier das Motto. Laut dem Intendanten sei bei den bereits verkauften Karten ein Durchschnittspreis von 13 Euro gezahlt worden. Auch beim Tanzstück „Mistral“ bestimmen die Besucher den Eintrittspreis selbst. „Ich wünsche uns eine wunderschöne Spielzeit, ich glaube, Trier hat sich das verdient“, sagt der Intendant, der endlich damit beginnen möchte, Trier auch mit den Aufführungen zu „verrücken“.