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23.03.2015 | Aus dem Stadtrat

Strukturreform bei den Theaterpreisen

Der höhere Produktionsaufwand eines Musicals - wie hier die aktuelle Inszenierung "Der Mann von La Mancha" mit Hartmut Volle in der Doppelrolle Don Quixote/Cervantes und Marvin Rehboc als Pedro - spiegelt sich künftig stärker in der Preisgestaltung. Foto: Theater/Marco Piecuch
Der höhere Produktionsaufwand eines Musicals - wie hier die aktuelle Inszenierung "Der Mann von La Mancha" mit Hartmut Volle in der Doppelrolle Don Quixote/Cervantes und Marvin Rehboc als Pedro - spiegelt sich künftig stärker in der Preisgestaltung. Foto: Theater/Marco Piecuch
Mit dem neuen Intendanten ab der kommenden Spielzeit ändert sich vieles für das Theater Trier – auch die Preisstruktur. Das Theater ist bestrebt, mit verschiedenen Angeboten eine stärkere Bindung der Besucher an das Dreispartenhaus zu erzielen. Der Stadtrat stimmte der Gesamtvorlage nach ausgiebiger Vorberatung im Kulturausschuss zwar einstimmig zu, sprach aber dennoch von Risiken, die mit der neuen Struktur verbunden seien. 

Am spektakulärsten ist wahrscheinlich die Abschaffung des Last-Minute-Tickets, dessen Einführung ursprünglich dafür gedacht war, Menschen mit geringem Einkommen den Zugang zum Theater zu ermöglichen oder neuen Besuchergruppen den Weg in den Musentempel zu erschließen. Das Angebot wurde allerdings überstrapaziert und in vielen Fällen sogar ausgenutzt. So kam es vor, dass bereits gekaufte reguläre Karten zurückgegeben wurden, um anschließend eine günstigere Last-Minute- Karte zu erwerben, was wiederum zur Verärgerung der Abonnenten und „regulären“ Theaterkarten-Bezahler führte.

Wegen des Andrangs an der Abendkasse wurde zeitweilig sogar eine zweite Kassenmitarbeiterin zum Normalfall – mit den entsprechenden Auswirkungen für das Personalbudget. Das Last-Minute-Ticket wird allerdings nicht ersatzlos gestrichen, vielmehr wird das Platzangebot in der günstigen Preisgruppe 4 mit den drei letzten Reihen (bislang zwei) für das Schauspiel, Musik- und Tanztheater erweitert. Bei den Konzerten stehen entsprechende Plätze jetzt in der ersten und zweiten Reihe zur Verfügung (bisher nur erste Reihe).

Theatercard

Zu den wesentlichen Neuerungen zählt die Einführung einer Theatercard, die insbesondere zu einer stärkeren Bindung des Publikums an das Theater beitragen soll. Sie kostet 99 Euro, ist nicht übertragbar und garantiert dem Besitzer eine Ermäßigung von 50 Prozent auf jede Vorstellung. Der grundsätzliche Mindestpreis von zehn Euro für eine Eintrittskarte gilt auch für die Theatercard, die zunächst für eine Probephase von einer Spielzeit eingeführt wird. Anstelle des bisherigen Top- oder Premierenzuschlags gelten künftig produktionsbezogene Preiskategorien in den fünf Sparten A bis E. Das neue System der „Spartenkategorien“ soll dem tatsächlichen Aufwand der Produktionen wieder gerecht werden und darüber hinaus eine wirtschaftlich vertretbare Bilanz in der Kosten- und Leistungsrechnung gewährleisten. In allen Kategorien gleich ist der vom Wochentag abhängige Preis: Die Preisklasse I gilt für Vorstellungen am Freitag und Samstag, die Preisklasse II für Vorstellungen von Sonntag bis Donnerstag.

In der Regel liegt der günstigste Eintrittspreis grundsätzlich bei zehn Euro. Schüler, Studenten und Auszubildende sowie Menschen mit Schwerbehinderung und eine Begleitperson erhalten eine Ermäßigung von 50 Prozent in jeder Preiskategorie. Die höchsten Preise liegen für die Oper bei 48, für Konzerte bei 42 und für das Schauspiel bei 36 Euro.

Mit den neuen Preisstrukturen möchte das Theater vor allem den Erwerb eines Abonnements noch attraktiver als bisher gestalten. Deshalb sind die Abo-Preise von Preisanpassungen nicht tangiert. Abo-Inhaber werden künftig in den Genuss von mehr Vorstellungen zum gleichbleibenden Preis kommen. Zudem brauchen sie, wie die Theatercard-Besitzer, keine Garderobengebühr zu zahlen. Zum Katalog der günstigeren Preisgestaltung gehört die Anpassung von online erworbenen Tickets gegenüber dem Kauf an der Theaterkasse. Rollstuhlfahrer können ihre Karte demnächst ohne Vorreservierung noch bis eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse erhalten. Bislang mussten diese Karten zwei Tage vorher erworben werden. Für den Fall der Einführung der Ehrenamtskarte hat das Theater bereits vorgesorgt: deren Besitzer werden eine Ermäßigung von 50 Prozent in der jeweiligen Kategorie erhalten. Zudem wird ein System mit dem Namen „Kulturtafel“ angestrebt. Menschen mit geringem Einkommen soll dadurch eine größere Teilhabe an Kultur ermöglicht werden. Ein entsprechendes Konzept soll vom Theater vor der neuen Spielzeit ausgearbeitet und dem Rat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

Stimmen der Fraktionen

Es sei mutig, was der neue Intendant vorschlage, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Ulrich Dempfle. Die neue Preisstruktur sei mit gewissen Risiken verbunden, doch hoffe man auf mehr Theaterbesucher. Von einer „nicht ganz risikolosen Erneuerung“ sprach auch SPD-Kulturexperte Markus Nöhl. Man drehe an einem großen Rad. Die Abos und die Kulturtafel seien wichtige Anliegen. Korrekturen könnten nicht ausgeschlossen werden.

Man habe die neue Struktur auf „Herz und Nieren überprüft“, so Daniela Müller-Kolb (Bündnis 90/Die Grünen). Man freue sich auf das Kulturtafel-Konzept und über den Wegfall der Altersgrenze für Studierende. Die Vorgehensweise beseitige Ungereimtheiten und Ärgernisse, stellte FWG-Kultursprecher Professor Hermann Kleber fest. Zudem ermögliche sie höhere Einnahmen.

Martin Neuffer (FDP-Fraktion) zollte der Vorlage Respekt. Sie sei transparent und ermögliche Einblick in die Kosten-Leistungsrechnung. Bedenken machte er gegen die Theatercard geltend. Neuffers Einwand, die Kulturtafel nicht nur auf das Theater auszurichten, ergänzte Kulturdezernent Thomas Egger mit dem Hinweis, dass eine Erweiterung geplant sei.