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29.01.2016 | Hochwasserschutz Pfalzel

Probe für den Ernstfall

Die mobile Hochwasserschutzwand in Pfalzel steht.
Die mobile Hochwasserschutzwand in Pfalzel steht.
Alle paar Jahre tritt die Mosel extrem über die Ufer. Doch darauf hat man sich inzwischen eingestellt und hält für die gefährdeten Stadtteile Schutzsysteme bereit. Damit beim Aufbau jeder Handgriff sitzt, muss zwischendurch immer wieder der Ernstfall geprobt werden. In der vergangenen Woche war es in Pfalzel soweit, als ein Team der Stadtwerke in Höhe der Klosterschenke mit dem Aufbau der mobilen Schutzwand begann. Bei dieser Übung wurden auch neue Schutzelemente vorgeführt, die im Ernstfall schnell und flexibel einsetzbar sind. Was sich hier über ein paar Tage erstreckte, wird im Notfall innerhalb von wenigen Stunden aufgebaut sein: Der Stadtteil Pfalzel ist dann bis zu einer Höhe von 11,50 Meter gegen Hochwasser geschützt.

Das letzte nennenswerte Hochwasser der Mosel gab es im Januar 2011. In Pfalzel war bereits der Radweg auf Höhe der Klosterschenke überschwemmt, damit war der Scheitelpunkt erreicht und das Wasser ging zurück. Fünf Jahre später hievt nun  eine vier Mann starke Truppe der Stadtwerke mit Hilfe eines Lkw-Krans 450 Kilo schwere Aluminium-Stützelemente vom Fahrzeug. Die vier Meter hohen Teile werden anschließend mit im Boden eingelassenen Halterungen fest verschraubt. „Wir haben ein kleines Stammteam, das genau weiß, was zu tun ist“, erläutert Eric Krischel vom Tiefbauamt, der mit seinem Kollegen

Alexander Hammel die Übung koordiniert. Nachdem alle Stützen aufgestellt sind, werden in deren seitliche Nut die zwölf Zentimeter starken und 3,20 Meter langen, massiven Alu- Dämmbalken eingelassen, sodass zum Schluss am Moselufer eine stabile, 40 Meter lange Schutzwand steht, die auf der rechten Seite weitere 20 Meter in den Ort hineinverläuft. Sie wird im Ernstfall ab einem gemeldeten Pegelstand von sieben Meter aufgebaut und ist am Boden mit Gummi abgedichtet.

Auch Baudezernent Andreas Ludwig, die Pfalzeler Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel und Mitarbeiter der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord sind anwesend, um sich zu informieren. „Das ist wie bei einem Ikea-Schrank: Je öfter man den Aufbau übt, desto besser klappt es“, sagt Ludwig. Allerdings weist er auch daruf hin, dass es den absoluten Schutz nie geben wird. Das weiß auch die Ortsvorsteherin, die sich noch gut an den 21. Dezember 1993 erinnert. Damals kam das Wasser erst bei 11,28 Meter zum Stillstand und die ersten Häuser waren komplett unter Wasser. Die mobile Schutzwand hat bei dieser Höhe immer noch Reserven nach oben. Daneben sorgen jetzt dicke Schutztore dafür, dass die Mosel den Ort nicht fluten kann. Auch sie wurden für die Übung geschlossen und die Funktionen überprüft.

Zum Ende der Übungswoche wurde den Mitgliedern der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Pfalzel noch das neue Aquariwa-Systems vorgestellt. Es ist leicht und schnell zusammensteckbar. Die vier Meter langen und 1,20 Meter breiten glasfaserverstärkten Kunststoffplatten werden zu einer Tonne gerollt und mit einem einfachen Stecksystem verschlossen. Ein kräftiges Netz bildet den Boden. Die Behälter werden mit einer starken Folie ausgelegt und in Position gebracht. Dann werden sie mit einer Klammer verbunden und mit Wasser, Kies oder einem ähnlich schweren Stoff befüllt. Anschließend bekommt die entstandene Behälterwand eine Art Schürze, die später vom Hochwasser fest angedrückt wird und diese Schutzwand dadurch abdichtet. Damit ist ein mit 1,2 Kubikmeter Volumen unverrückbarer Hochwasserschutz entstanden, der auch auf schwierigem Untergrund wegen seines flexiblen Bodens perfekt nutzbar ist. Vor einem Jahr hat die Stadt 100 Stück davon gekauft. Das System hat sich in anderen Kommunen bereits in vielen Einsätzen bewährt und wird zur Ergänzung der vorhandenen Schutzelemente eingesetzt.

Obwohl es bei einem aktuellen Wasserstand von 3,30 Meter nicht dringend erscheint, ist die Stadt beim erweiterten Hochwasserschutz sehr aktiv. Sie hat örtliche Hochwasserschutzkonzepte in Auftrag gegeben und plant danach Bürgerinformationen und Workshops für die Moselanwohner. Zudem wird der Moseldamm vom Ratio-Einkaufszentrum bis zur Moselschleuse überprüft und mit einem Aufwand von 20 Millionen Euro ertüchtigt.

 
Bildergalerie
  • Aufbau der Stützen.
  • Die Behälter des neuen Aqauriwa-Systems entstehen.
  • Platzierung der roten Behälter des Auqariwa-Systems.
  • Die Kunststofftonnen werden mit Wasser befüllt.