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09.04.2015 | UNESCO-Welterbestätten

Land sichert römisches Erbe in Trier

Ministerin Ahnen stellt Managementplan für römische UNESCO-Welterbestätten vor

OB Leibe, Ministerin Ahnen, Generaldirektor Kulturelles Erbe Thomas Metz und Landesmuseumsdirektorin Mechthild Neyses-Eiden
Oberbürgermeister Wolfram Leibe lässt sich vor Ort von der rheinland-pfälzischen Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen, dem Generaldirektor Kulturelles Erbe, Thomas Metz und der stellvertretenden Direktorin des Rheinischen Landesmuseums, Mechthild Neyses-Eiden, über den Stand der Arbeiten in den Kaiserthermen informieren. (v.r.n.l.)
Die römischen Kaiserthermen in Trier werden in den kommenden Jahren gegen drohenden Substanzverlust gesichert und der barrierefreie Zugang für Besucher weiter ausgebaut. Auch Porta Nigra, Amphitheater, Barbarathermen, Igeler Säule und Konstantin-Basilika sind Teil des Managementplans „Bauen“ für den Erhalt und die öffentliche Vermittlung der römischen UNESCO-Welterbestätten in Trier. Das Land wird in den nächsten zehn Jahren etwa zwei bis drei Millionen Euro jährlich für die Sicherung und Restaurierung der UNESCO-Welterbestätten in Trier aufwenden.

Die rheinland-pfälzische Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen stellte das Konzept bei einer Pressekonferenz am 9. April gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Stadt Trier, Wolfram Leibe, dem Generaldirektor Kulturelles Erbe, Thomas Metz, und dem Niederlassungsleiter des Landesbetriebes Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), Reinhard Simon, in Trier vor.

Die Ministerin hob die Bedeutung der Römerbauten für die Stadt hervor und bekannte sich zur Verantwortung des Landes: „Bis heute ist erkennbar, dass Trier einst zu den größten Städten des Römischen Reichs gehörte. Durch die Vielzahl, die Größe und die bauliche Qualität der erhaltenen Denkmäler bietet Trier ein hervorragendes Zeugnis der Römerzeit und lockt damit zahlreiche Besucher an. Schönes Zeichen dieser besonderen Bedeutung ist übrigens auch, dass das Land Rheinland-Pfalz im Jahre 2017 auf der 2-Euro-Gedenkmünze durch die Porta Nigra repräsentiert wird.“ Das Land sei sich seiner Verantwortung für dieses Welterbe und der damit verbundenen Verpflichtungen in den kommenden Jahren bewusst.  Bisher wurden von Seiten des Landes durch die Bestandsaufnahmen an den Barbarathermen, dem Amphitheater, den Kaiserthermen und der Porta Nigra mit hohem finanziellem Aufwand belastbare Grundlagen für die anstehenden Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen geschaffen. Die Restaurierung der Igeler Säule werde Ende Juni abgeschlossen sein und mit der Sanierung des Amphitheaters sei bereits begonnen worden- mehrere Arena-Zugänge wurden hier schon saniert. Alle diese Maßnahmen sind Teil des Managementplans „Bauen“, der für die nächste Dekade die weiteren Schritte definiert und für dessen Umsetzung das Land auch künftig den jährlichen Bedarf von 2 bis 3 Mio. Euro zum Erhalt der Römerbauten in Trier finanziert.“

Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, dankte Finanzministerin Doris Ahnen: „Das Land leistet hier einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung des kulturellen Erbes und zur Vermittlung dieser einmaligen Stätten auch für kommende Generationen. Dafür ein herzliches Dankeschön!“

Der Oberbürgermeister der Stadt Trier, Wolfram Leibe betonte:  „Trier kann mit den römischen Kulturdenkmälern Alleinstellungsmerkmale für sich beanspruchen, die die Stadt zu etwas ganz Besonderem machen. Die Triererinnen und Trierer sind stolz auf ihr geschichtliches Erbe und freuen sich, dass Millionen von Besuchern in die älteste Stadt Deutschlands kommen, um die herausragenden steinernen Zeugen aus römischer Zeit zu bestaunen. Dass sich die Landesregierung diesem Erbe verpflichtet sieht und die UNESCO-Welterbestätten mit hohem finanziellen Aufwand saniert, ist ein weiteres Geschenk für die Stadt und verdient große Anerkennung.“

Mechthild Neyses-Eiden, stellvertretende Direktorin des Rheinischen Landesmuseum Trier, bemerkt: „Baubegleitende archäologische Untersuchungen im Amphitheater bestätigten jüngst die stadtgeschichtlich so bedeutenden Zusammenhänge zwischen der Trierer Stadtmauer und dem Amphitheater. Außerdem haben aktuelle archäologische Beobachtungen in den Kaiserthermen die Diskussion zur Vollendung der Kaiserthermen neu angefacht und lassen Zweifel an der Interpretation der späteren Nutzung aufkommen. Studien zur spätantiken Stadtentwicklung vernetzen die aktuellen Ergebnisse und belegen einmal mehr die überregionale wissenschaftliche Bedeutung Triers.“

Zuständig für die Umsetzung der Sanierungsschritte ist der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung LBB.  „Der Umgang mit Baudenkmälern und Ruinen ist für uns ein besonderes Thema“, betont der Leiter der LBB-Niederlassung Trier, Reinhard Simon. „Für das Land arbeiten wir meistens für staatliche Zwecke und heutige Nutzer: Wir bauen, sanieren, erweitern zum Beispiel Ministerien, Forstämter, Polizeidienststellen oder Hochschulen. Doch an Denkmälern wie den Römerbauten lautet die Aufgabe: Behutsam bewahren, möglichst getreu dem Original. Genau das tun wir zusammen mit Archäologen, Denkmalexperten und den von uns beauftragten freiberuflichen Restauratoren. Wer sich auf so einer Baustelle umhört, merkt: Für diese Aufgabe muss man brennen, man braucht Leidenschaft und Fingerspitzengefühl. Alle Beteiligten wissen: Sie leisten nur einen kurzen Beitrag in einer langen Kette von Generationen. Aber sie tun es, damit solche Bauwerke den heutigen Besuchern, aber auch unseren Enkeln und Urenkeln etwas erzählen können aus der Zeit, als sie gebaut worden sind.“

Die Projekte im Einzelnen

Kaiserthermen

An den Kaiserthermen befindet sich die archäologische und restauratorische Bestandsaufnahme in ihrer Endphase. Seit 2010 werden die Reste der - nach bisherigem Stand der Forschung - unvollendet gebliebenen Badepaläste sowie der späteren Nutzungen und Umbauten räumlich exakt vermessen, die Bau- und Restaurierungsphasen kartiert und auf Schäden untersucht. Restauratorische Verfahren werden auf Testflächen erprobt.

Im Rahmen der Bestandsaufnahme wurde 2013 auch die Statik in den Blick genommen. Die Begutachtung ergab unter anderem am Caldarium (Warmwasserbad) und in den Kellergängen akuten Handlungsbedarf zur Wahrung der Verkehrssicherheit. GDKE und Landesbetrieb LBB reagierten umgehend. Der angrenzende Fahrradweg wurde für den Verkehr und gefährdete Bereiche im Inneren der Anlage wurden für Besucher gesperrt. Schäden wurden untersucht und ein Konzept für die Restaurierung und Sanierung erarbeitet.

Das Caldarium mit seiner bis zu 19 Meter hoch aufragenden  Mauer wurde teilweise eingerüstet. Das Gerüst steht frei vor dem Mauerwerk, so dass es die Bausubstanz nicht belastet. Gleichzeitig schützt es sie vor Witterungseinflüssen und dient den  Restauratoren als Arbeitsgerüst. Derzeit laufen die  Arbeiten zur Verkehrssicherung.

In überlappenden Bauphasen werden zuerst das Caldarium, später das Tepidarium (Warmluftbad) sowie das Frigidarium (Kaltbad) und die Kellerräume abschnittweise saniert. Die barrierefreie Erschließung für Besucher soll verbessert werden.

Porta Nigra

Für das nördliche Stadttor des römischen Trier  aus dem 2. Jahrhundert soll bis Ende 2017 die Bedarfsplanung erfolgen und eine Bauunterlage über die erforderlichen Maßnahmen erstellt werden, welche dann von 2020 an in mehreren Phasen umgesetzt werden könnten. Grundlage hierfür bildet eine Bestands- und Schadensaufnahme für 1,2 Millionen Euro, die seit 2012 und bis Ende 2015 erarbeitet wird.

Das Restaurierungskonzept sieht vor, beginnend am südlichen Torhaus, die sogenannten schwarzen Krusten auf der Oberfläche des Kordeler Sandsteins mit Laser- und Partikelstrahlverfahren zu reduzieren, um langfristig gravierende Schädigungen des Natursteins zu verhindern. Da; wo schwarze Krusten besonders dicht sind, besteht die Gefahr, dass Feuchtigkeit die originale Bausubstanz angreift und Reliefs oder Bildornamente Schaden leiden. Darüber hinaus werden in früheren Sanierungsphasen nicht fachgerecht eingesetzte Mörtel und Verfugungen behutsam entfernt und durch denkmalgerechte Materialien ersetzt. Auch die Dacheindeckung muss voraussichtlich erneuert werden.

Die Sanierungsphasen sind so angelegt, dass das international bekannte Wahrzeichen der Stadt zu keinem Zeitpunkt vollständig eingerüstet sein wird.

Igeler Säule

Die Igeler Säule aus ist das größte an Ort und Stelle erhaltene römische Grabmonument nördlich der Alpen. Vermutlich wegen ihrer imposanten Größe war die Säule schon im Mittelalter bekannt. So geht der heutige Ortsname Igel wohl auf den lateinischen Begriff für Obelisk (Aquila) zurück, ein Ort Aquila ist bereits 929 erwähnt. Die 2014 begonnene Restaurierung der aus Sandstein erbauten Säule wird bei entsprechenden Witterungsbedingungen im Sommer 2015 abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten liegen bei 275.000 Euro.

Die Oberflächen des Sand-Werksteins werden gereinigt, schwarze Krusten mit Lasertechnik reduziert und Fehlstellen im Stein mit Spezialmörtel ergänzt. Ergänzungen aus der jüngsten, äußerst qualitätvollen Restaurierung Mitte der 1980er-Jahre werden überarbeitet. Vorausgegangen ist eine restauratorische Bestandsaufnahme inklusive einer maßstabsgetreuen, räumlich entzerrten Fotodokumentation (sog. Photogrammetrie).

Das Umfeld des Denkmals wurde 1908 als terrassierte Parkanlage gestaltet, um von allen Seiten einen freien Blick auf die gut erhaltenen Reliefs zu ermöglichen.

Vorhandene Treppen, Mauern und Geländer werden saniert und die gärtnerischen Flächen nach einem neuen Konzept bepflanzt. Das geschieht in Abstimmung mit den Maßnahmen der Ortsgemeinde Igel zur Umfeldsanierung der Säule für Gesamtkosten von rund 125.000 Euro, die aus dem europäischen LEADER-Fonds für den ländlichen Raum mit rund 58.000 Euro bezuschusst werden. 

Amphitheater

Das um das Jahr 100 errichtete Amphitheater am Hang des Petrisbergs ist das älteste Trierer Römerbau-Denkmal. Rund um die 75 mal 50 Meter messende ovale Arena fanden bis zu 18 000 Zuschauer Platz. Auch heute finden dort Kulturveranstaltungen statt.

Im Zentrum des ersten Bauabschnitts stehen Sicherung und Restaurierung an den  torbogenförmigen Zugängen zur Arena. Die Zugänge werden Vomitorien genannt, weil es von den gegenüberliegenden Rängen so aussieht, als würden sie die in die Arena strömenden Zuschauer „ausspeien“. An dem westlichen Vomitorium des Nordtors wurde die darüber liegende sogenannte „Weinbergsmauer“ -  vermutlich im frühen 19. Jahrhundert erbaut – vorsichtig teilweise abgetragen, da sie stark einsturzgefährdet und nicht reparabel war. Das Rheinische Landesmuseum Trier führt parallel dazu auf dem oberen Plateau des Vomitoriums 5 archäologische Grabungen durch.

Beginnend in diesem Jahr soll der Wiederaufbau der Vomitoriumsaufmauerung  mittels einer zusätzlichen Verschleißschicht zum Schutz der römischen Bausubstanz erfolgen. Der im Grundriss südlich abknickende Bereich der noch vorhandenen Weinbergsmauer kann mit Erd- und Stahlankern stabilisiert werden. An zwei weiteren Vomitorien am Südtor wurde in den vergangenen beiden Jahren das Mauerwerk restauratorisch saniert und statisch gesichert.

In einem der beiden tunnelartig angelegten Vomitorien im Hang der Cavea (Zuschauerränge) haben sich Reste römischer Putze und Malereien erhalten. Sie werden abschnittweise gesichert und konserviert. 

Darüber hinaus steht in den nächsten Jahren die Sanierung des  Arena-Umgangs zwischen Arenamauer und Zuschauerrängen an.  

Barbarathermen

Die Barbarathermen, entstanden in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts, sind deutlich älter als die Kaiserthermen und wurden rund 300 Jahre lang für den Badebetrieb genutzt. Mit einer Grundfläche von rund 42.500 Quadratmetern zu ihrer Erbauungszeit handelt sich um die größte Römertherme nördlich der Alpen und die drittgrößte überhaupt.  Ihren Namen erhielt sie im Mittelalter nach einem früheren Vorort Triers um die Pfarrkirche St. Barbara.

Auf dem Ruinengelände erstellt die GDKE zurzeit einen Steg mit Informationstafeln für Besucher und Touristen. Dieses Projekt der Geschichtsvermittlung  wird aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert .

Darüber hinaus liegt bei den Barbarathermen der Schwerpunkt  auf Schutz und Sicherung der römischen Bausubstanz. Das Installieren von Überdachungen und das planvolle Überdecken der archäologischen Befunde mit Erdreich bewahren das Denkmal für die Zukunft.

Konstantin-Basilika

An der Konstantin-Basilika stehen die Umsetzung eines Brandschutzkonzepts und der Umbau der WC-Anlagen in der evangelischen Tageskirche im Gebäudeteil Kurfürstliches Palais mit Kosten von rund 430.000 Euro an.

Perspektivisch rückt die Erneuerung des Ziegeldachs auf die Agenda. Welcher Handlungsbedarf hier konkret besteht, wird in den kommenden beiden Jahren geklärt.

Die Konstantin-Basilika geht auf eine Palastaula des 4. Jahrhunderts zurück. Es ist der größte erhaltene Saalbau der Antike. Im 17. Jahrhundert wurde er teilweise abgebrochen und in den Neubau des kurfürstlichen Palastes integriert. Ihre heutige Gestalt verdankt die Konstantin-Basilika ihrem Wiederaufbau unter der preußischen  Herrschaft im 19. Jahrhundert, an dem sich auch der Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs orientierte. Aus römischer Zeit erhalten sind  die Apsis, die Westwand sowie Spuren von römischen Fassadenmalereien an der West- und Nordfassade. Unterhalb der Fußbodenheizung befinden sich Mauerreste von Vorgängerbauten.