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26.03.2015 | Neues Mahnmal

Gedenken an Opfer des Trierer Hexenwahns

Dr. Rita Voltmer und OB Klaus Jensen enthüllen die Gedenktafel am Porta-Nigra-Platz.
Dr. Rita Voltmer und OB Klaus Jensen enthüllen die Gedenktafel am Porta-Nigra-Platz.

Nach der Gedenkfeier im Mai vergangenen Jahres erinnert nun ein Denkmal an die unschuldigen Opfer, die als angebliche Hexen und Hexer in Trier hingerichtet wurden. Oberbürgermeister Klaus Jensen enthüllte zusammen mit der Historikerin und Vorsitzenden der Friedrich-Spee-Gesellschaft, Dr. Rita Voltmer, die Bronzetafel am Porta-Nigra-Platz. Es sei ihm persönlich ein besonderes Anliegen, dass die Erinnerung auch an dieses Periode gepflegt werde, „die die negative Seite von Herrschaft und von Menschen beschreibt“. Das Mahnmal soll sowohl Trierer als auch Touristen auf die Opfer, aber auch das Gedenken der Stadt aufmerksam machen. Es erinnert daran, „dass es auch in dieser Stadt einen Hexenwahn gab“, wie der OB betonte.

Laut Voltmer war Trier neben den anderen Kurfürstentümern Mainz und Köln sowie der fränkischen Region mit Würzburg, Bamberg und Eichstätt eines der Zentren der deutschen Hexenverfolgung vom 15. bis zum 17. Jahrhundert. Der Ort der Gedenktafel, wenige Meter vom Haupteingang der Tourist-Information entfernt, ist bewusst gewählt, denn der Porta-Nigra-Platz war ein „zentraler Platz sowohl in der Vorstellung als auch in der tatsächlichen Gerichtsbarkeit“, erläutert die Historikerin. In der Vorstellung deshalb, weil die Teufelsanbeter angeblich von der Simeonskirche aus zum Hexensabbat im Franzensknüppchen flogen. Tatsächlich insofern, als dass nur wenige Meter von der Simeonskirche entfernt die der Hexerei Bezichtigten eingekerkert und gefoltert wurden, unter anderem auch Kleriker und Ratsherren.

Geständnisse unter Folter

Auf dem Scheiterhaufen starben vor allem Frauen, nur ungefähr ein Drittel der Opfer waren männlichen Geschlechts. Auch das letzte Opfer der Hexenverfolgung in Trier war eine Frau: Die Bettlerin Suntgen von Lellig wurde 1595 auf dem Scheiterhaufen in Euren hingerichtet. Für das 17. Jahrhundert sind nur noch Anklagen und keine Hinrichtungen mehr wegen angeblicher Hexerei überliefert.

Wer in die Mühlen eines solchen Prozesses geriet, fand nur in seltensten Fällen einen Ausweg: Lediglich in drei Fällen konnte der Folter durch ein Geständnis noch vor Prozessbeginn entgangen werden. Wer jedoch der „peinlichen Befragung“ – wie die Zeitgenossen die Folter nannten – unterzogen wurde, gestand meistens schnell: Bei der am häufigsten angewandten Methode wurden die Hände auf dem Rücken zusammengebunden und das Opfer an den Handgelenken nach oben gezogen. Noch brutaler war es, zusätzliche Gewichte an den Füßen zu befestigen. Selbst zu Tode Gefolterte galten als schuldig, denn der Teufel sollte das Opfer getötet haben, damit es keine weiteren „Hexen“ und „Hexer“ verraten konnte. Denn wer gestand, musste Mitverschwörer benennen, die dann wiederum der Hexerei angeklagt wurden.

Die Gesamtzahl der Opfer im Stadtgebiet wird mit 30 bis 40 in dem gesamten Zeitraum beziffert, aber viele heute zur Stadt gehörenden Gebiete besaßen eine eigene Gerichtsbarkeit. Trauriger Höhepunkt der Hexenverfolgung war der Justizbereich der Abtei St. Maximin, in dem ungefähr ein Viertel der Bevölkerung hingerichtet wurde. Bis 1652 per kurfürstlichem Geheimerlass alle Hexenprozesse gestoppt wurden, starben im gesamten Kurfürstentum geschätzt 1000 Personen als angebliche Hexen und Hexer, die für Missernten, Hungersnöte, Seuchen, Fehlgeburten und vieles mehr verantwortlich gemacht wurden.

Broschüre erscheint

Um die Erinnerungskultur weiter zu pflegen, wird voraussichtlich im Mai eine Broschüre zum Thema der Hexenverfolgung in Trier erscheinen, kündigte OB Jensen an. Sie enthält die Reden der Gedenkfeier 2014, ein Vorwort des Leiters der Stadtbibliothek, Professor Michael Embach, ein Grußwort des ehemaligen Vorsitzenden der Friedrich-Spee-Gesellschaft, Professor Gunter Franz, und einen Fachvortrag von Dr. Rita Voltmer.