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28.05.2015 | Flüchtlinge

Neues Leben im Burgunderviertel

Leerstehende Häuser im Burgunderviertel
Im Burgunderviertel (französisches Wohngebiet auf dem Petrisberg) sollen ab dem Herbst 2015 Asylbegehrende ein neues Zuhause finden.

Über 100 Besucher informierten sich in Kürenz bei einer Bürgerversammlung über die Pläne der Stadtverwaltung für das Burgunderviertel. Seit dem Auszug der letzten französischen Militärangehörigen 2010 stehen die Häuser in der Burgunderstraße leer. Nun möchte die Stadt 44 Wohnungen in insgesamt fünf mehrgeschossigen Gebäuden für Flüchtlinge und Asylbegehrende herrichten. Sie sollen nach den Sommerferien bezogen werden.

Die entsprechenden Gebäude liegen am Rande des Geländes und verfügen über eine gute Grundsubstanz. Ihre Wohnungen können mit überschaubarem Aufwand so hergerichtet werden, dass sie einen Standard wie eine Sozialwohnung aufweisen. In Vier-Zimmer-Wohnungen könnten dann vier bis sechs Personen unterkommen. Bürgermeisterin Birk kündigte an, dass es für die Flüchtlinge in der Nähe Deutschkurse geben solle und sich Sozialarbeiter um die Bewohner kümmern werden. Sie zeigte sich optimistisch, dass das Zusammenleben in Kürenz gut funktionieren werde, da der Stadtteil beispielsweise mit den Studierenden und den Bewohnern des Weidengrabens bereits sehr internationale Züge aufweise: „Dieser Mix macht die Stärke des Viertels aus“.

Caritasdirektor Dr. Bernd Kettern berichtete, dass in Leiwen mit Hilfe der dort ansässigen Vereine und Institutionen 50 Asylbegehrende „vollständig in das Ortsbild integriert“ werden konnten. „Je früher wir integrative Leistungen erbringen können, desto erfolgreicher sind wir“, erläuterte er und machte zusätzlich darauf aufmerksam, dass der Aufbau von Hilfsstrukturen auch den Einheimischen zugutekomme, etwa bei der Bewältigung des demographischen Wandels. Birk kündigte für 25. Juni eine Veranstaltung an, bei der sich sowohl Fachkräfte als auch Bürgerinnen und Bürger vernetzen sollen, um die Hilfe für die Flüchtlinge zu koordinieren.

Noch befindet sich die Stadt Trier in Kaufverhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), der das Gelände an der Burgunderstraße gehört. Die Stadt genießt jedoch ein Vorkaufsrecht. Um keine Zeit zu verlieren, sollen die ersten Wohnungen aber schon vor einem Kauf durch die Stadt hergerichtet werden. Hierzu wird die Stadt die Wohnungen anmieten. Insgesamt beschleunigt sich damit die Entwicklung des Burgunderviertels. Dies sieht auch Ortsvorsteher Bernd Michels positiv: „Ich bin froh, dass das jetzt so kommt“, erklärte er. Weil das Gelände noch der BIMA gehöre, gebe es bislang auch keinen Bebauungsplan. Er habe deshalb große Sorge gehabt, dass die nächsten drei Jahre nichts passiere. Michels weiter: „Ich gehe davon aus, dass jetzt Drive in die Geschichte kommt und hier in fünf Jahren das perfekte Wohngebiet steht.“

Iris Wiemann-Enkler, Leiterin des Stadtplanungsamts, erläuterte die Vorstellungen der Stadt für die Burgunderstraße genauer: Laut Rahmenplan, den der Stadtrat 2014 beschlossen hat, ist hier vor allem Wohnbebauung vorgesehen. Gebäude mit guter Bausubstanz am Rande des Geländes sollen stehenbleiben. Darunter sind die Häuser, die jetzt für die Flüchtlinge hergerichtet werden. Ihre Ertüchtigung werde demnach zeitlich vorgezogen. Die Gebäude in der Mitte des Geländes, die auch eine deutlich schlechtere Bausubstanz aufweisen, werden abgerissen. An ihrem Platz sollen neue Häuser entstehen, auch Einfamilienhäuser, jedoch etwas verdichteter als heute. Auch Raum für experimentellere Wohnformen ist vorgesehen. Im Bestand gebe es momentan 174 Wohnungen, die Zahl soll moderat auf rund 220 erhöht werden. Die Planungen können konkretisiert werden, sobald sich das Gelände im Eigentum der Stadt befindet. Die Vorbereitung des Geländes mit einer neuen Straße und neuen Kanälen werde dann schätzungsweise etwa zwei Jahre dauern.