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24.02.2017

VHS präsentiert neue Ausstellung über Vertreibung und Vernichtung der Armenier

Eine Postkarte aus dem Ersten Weltkrieg wirbt für das Bündnis des deutschen Kaisers Kaiser Wilhelm II., des osmanischen Sultans Sultan Mehmed V. sowie des österreichisch-ungarischen Kaisers Franz-Joseph I. (v. l.), das sich auch auf die Aktionen gegen die Armenier auswirkte.
Eine Postkarte aus dem Ersten Weltkrieg wirbt für das Bündnis des deutschen Kaisers Kaiser Wilhelm II., des osmanischen Sultans Sultan Mehmed V. sowie des österreichisch-ungarischen Kaisers Franz-Joseph I. (v. l.), das sich auch auf die Aktionen gegen die Armenier auswirkte.
(pe) Mit einer Veranstaltung zu einem brisanten geschichtlichen Thema startet die Trierer VHS ins erste Semester 2017. Die Ausstellung „Eine ‚innertürkische Verwaltungsangelegenheit‘? Osmanisch-deutsche Verflechtungen und die Armeniergräuel im Ersten Weltkrieg“ der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität wird am Montag, 6. März, 19 Uhr, Raum 5 im Palais Walderdorff, eröffnet und ist bis 24. März im benachbarten Foyer der Stadtbibliothek zu sehen. 2015 hatte der Deutsche Bundestag beschlossen, die Aufarbeitung der Vertreibung und Vernichtung der Armenier, die bis dahin eher unbeachtet war, als Thema der Geschichte ethnischer Konflikte im 20. Jahrhundert in die bundesdeutsche Bildungspolitik aufzunehmen. Dieser Entscheidung ging eine fraktionsübergreifende Resolution voraus, die unter anderem folgende Aussagen enthielt: „Das Deutsche Reich war als militärischer Hauptverbündeter des Osmanischen Reiches ebenfalls tief in diese Vorgänge involviert. Sowohl die politische als auch die militärische Führung des Deutschen Reichs war von Anfang an über die Verfolgung und Ermordung der Armenier informiert. Die Akten des Auswärtigen Amts, die auf Berichten der deutschen Botschafter und Konsuln im Osmanischen Reich beruhen, dokumentieren die planmäßige Durchführung der Massaker und Vertreibungen.“ Das Thema wurde dann zum 100-jährigen Gedenktag an die Armeniergräuel am 24. April 2015 wieder in den öffentlichen Fokus gerückt, beschäftigte 2016 den Bundestag erneut und belastet seither die deutsch-türkischen Beziehungen.

Die VHS will mit der Ausstellung einen wissenschaftlich-sachlichen Beitrag zu dieser Diskussion leisten. Die Präsentation besteht aus zwölf Roll-Ups mit Postern zu den wesentlichen Fakten über dieses umstrittene geschichtliche Ereignis. Es gehe keineswegs darum, so die Ausstellungsmacher, die Türkei als Rechtsnachfolger des Osmanischen Reiches auf die Anklagebank zu setzen. Die Schau solle vielmehr über die osmanisch-deutsche Verwicklung in die Armeniergräuel im Ersten Weltkrieg informieren und individuelle Zugänge zu der Beziehungsgeschichte beider Nationen ermöglichen.

Die Ausstellung nähert sich dem Thema auf unterschiedlichen Ebenen. So gab es im Osmanischen Reich vor allem preußische Offiziere im Auftrag deutscher Militärstellen, als Berater, aber auch als Offiziere in osmanischen Diensten, es gab eine Botschaft und zahlreiche Konsulate. Zudem waren in dem Land viele deutsche Unternehmer, Missionare, Ärzte, Lehrer und Journalisten tätig. Den vielleicht wichtigsten Verästelungen dieser Geschichte geht die Ausstellung nach und rekonstruiert die individuellen und institutionellen Hintergründe der Akteure. Zwei Fragen stehen dabei vor allem im Blickpunkt:

  • Welche Motive verfolgten deutsche Akteure im Osmanischen Reich und inwiefern beeinflussten Vorkriegsstereotype, aber auch gewachsene diplomatische, militärische und wirtschaftliche Interessen den Umgang mit osmanischen Amtsträgern und Armeniern?
  • Wie wurden die Verflechtungen des Kaiserreichs in diese Ereignisse in der deutschen Öffentlichkeit nach dem Krieg wahrgenommen?

Auf viele Fragen kann die Ausstellung keine eindeutigen und endgültigen Antworten geben. Stattdessen sind die Besucher eingeladen, sich auf eine eigene Auseinandersetzung einzulassen. Die Ausstellung wurde an der Universität Mainz konzipiert und unter anderem mit Unterstützung der Landeszentrale für Politische Bildung realisiert. Weitere Informationen im Internet: www.blogs.uni-mainz.de/fb07-armeniergreuel/

Hinweis an die Presse: Unter Download finden Sie das zur Veröffentlichung freigegebene Bild in hoher Auflösung.

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