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25.11.2008

Stilles Gedenken an grausame Tat

Zahlreiche Menschen gedachten der Studentin an dem Gedenkstein.
Zahlreiche Menschen gedachten der Studentin an dem Gedenkstein.
Der Gedenkstein auf dem Kreuzweg am Petrisberg erinnert an ein grausames Verbrechen, das dort vor 25 Jahren geschah: Die japanische Studentin Mutsuko Ayano wurde Opfer eines brutalen Raubüberfalls und starb wenige Tage später an ihren schweren Verletzungen.
 
Etwa 50 Menschen, darunter Unipräsident Professor Peter Schwenkmezger und OB Klaus Jensen, haben am Freitag, dem Todestag von Mutsuko Ayano, der Studentin aus Japan gedacht. Sie verlasen Auszüge aus ihren Briefen an die Eltern und hielten so die Erinnerung wach. Mutsuko Ayano studierte von 1981 bis 1983 an der Universität Trier. Sie war nach Deutschland gekommen, um das in Japan abgeschlossene Germanistikstudium für die Promotion fortzusetzen.

Mutsuko Ayano Fonds

Dass das Schicksal der Studentin nicht in Vergessenheit geriet, ist auch dem bewundernswerten Engagement der Eltern zu verdanken: Zum Gedenken an ihre Tochter gründeten sie den „Mutsuko Ayano-Fonds“. Jährlich vergibt die Stiftung Stipendien an Studierende aus Japan für einen Aufenthalt in Trier. Schon 36 Japaner wurden dadurch gefördert. Die Teilnehmer der Gedenkfeier würdigten die großzügige Gabe der Familie als Grundstock für einen Fonds, der den Namen ihrer getöteten Tochter trägt. „Viele Freundschaften sind daraus entstanden und das Ziel, den Austausch von Studierenden und das gegenseitige Verständnis zu vertiefen“, sagte Unipräsident Schwenkmezger.

Der Rotary-Club, dessen Stipendiatin Mutsuko Ayano war, stiftete nach ihrem Tod einen Gedenkstein. Nach Vorschlägen der Eltern fertigte ihn der Trierer Bildhauer Jupp Zimmer in schlichtem Sandstein. Zwei Bürger, die in der Nähe des Gedenksteins wohnen, kümmern sich seit Jahren ehrenamtlich um die Pflege und schmücken ihn mit frischen Blumen und Kerzen.

Der tragische Tod von Mutsuko Ayano hat über den Fonds hinaus Spuren an der Universität und in Trier hinterlassen: Zunächst wurden ihre Briefe an die Eltern zusammengestellt und publiziert. Darin ist erkennbar, mit welch ausgeprägter Sensibilität Mutsuko Ayano während ihres zweijährigen Aufenthalts den Unterschied zweier entfernter Kulturen in Europa und Asien miterlebt hatte, und wie sie zu einem differenzierten Deutschlandbild gelangte. Dabei schildert Mutsuko die Gegensätze zu ihrer fernöstlichen Kultur mit liebevoller Direktheit und Klarheit. Die Briefe sind im gebundenen Format im Akademischen Auslandsamt erhältlich.
Trotz des großen Schmerzes durch den Verlust ihrer Tochter haben die Eltern einen wichtigen Beitrag zum japanisch-deutschen Austausch ge-leistet. Ihr Wirken hat entscheidend mit zur Gründung der Japanologie in Trier beigetragen. Auch der japanisch-deutsche Austausch, dem sich Mutsuko hatte widmen wollen, wird heute intensiv betrieben.

So hat dieses sinnlose Verbrechen Wertvolles und Bleibendes geschaffen. Der Vater Mutsuko Ayanos weist im Grußwort zur Neuauflage der Briefe seiner Tochter auf ein japanisches Sprichwort hin, das so viel bedeutet wie „sein Unglück in Glück verwandeln“.