Sprungmarken
09.12.2015 | Neue Feuerwache

Verzögerung der Standortprüfung Spitzmühle

Foto: Grabungen und Container auf dem abgesperrten Spitzmühlenareal
Das Spitzmühlengelände in der Nähe des FWG ist zur Zeit abgesperrt. Das auffällige Material aus den Gruben wird bis zur Verbrennung in den blauen Containern gelagert.
Im Boden des Parkplatzes Spitzmühle wurden bei Grabungen Altlasten der früheren Lederfabrik Simon entdeckt. Um das genaue Ausmaß der Kontamination festzustellen, sind nun weitere Untersuchungen erforderlich. Das Gelände galt bisher als aussichtsreicher Standort für die neue Hauptfeuerwache.

„Der Standort Spitzmühle ist nach wie vor in der engeren Auswahl, allerdings können wir den ursprünglichen Zeitplan für die Eignungsprüfung jetzt nicht mehr einhalten“, betonte Feuerwehrdezernent Thomas Egger bei einer Pressekonferenz. Als nächsten Schritt kündigte Egger eine „historische Erkundung“ des Grundstücks an. Dabei wird anhand von alten Fotos, Lageplänen und Zeitungsartikeln ermittelt, wo genau sich die Produktionsstätten der Lederfabrik, die bis in die 60er Jahre an der Spitzmühle ansässig war, befunden haben. An diesen Stellen können später gezielt Bodenproben entnommen werden. Gleichzeitig sollen die Gruben auf dem seit Juli gesperrten Parkplatz Spitzmühle wieder aufgefüllt werden, so dass der Parkplatz ab Ende Januar vorläufig wieder genutzt werden kann.

Anlass für die Grabungen im Juli war die archäologische Untersuchung des Areals, das am Rand des historisch belegten römischen Tempelbezirks liegt. In Abstimmung mit dem Rheinischen Landesmuseum wurden zwei Referenzflächen festgelegt und auf einer Fläche von jeweils 20 mal 20 Metern geöffnet. In rund einem Meter Tiefe wurde in beiden Gruben auffällig riechendes Material zutage gefördert, darunter auch verfärbte Holzelemente. Da bei Altstandorten der Tier- und Lederindustrie eine Kotamination mit Milzbrandsporen nicht ausgeschlossen werden kann, wurden Bodenproben an das Robert-Koch-Institut in Berlin gesendet. Zugleich wurden sämtliche Arbeiten auf dem Grundstück eingestellt.

„Das Robert-Koch-Institut hat in den Bodenproben keine Milzbrandsporen feststellen können. Sämtliche Untersuchungsergebnisse waren negativ“, unterstreicht Egger. Jedoch sei damit das Verdachtsmoment für die gesamte Spitzmühle noch nicht ausgeräumt. Das auffällige Material aus dem Bodenaushub, das derzeit in Containern auf dem Gelände gelagert wird, muss verbrannt werden.

Mit der historischen Erkundung des Areals und mit der Planung für die Wiederauffüllung der Gruben hat die Stadt die Trierer Ffirma WPW Geoingenieure beauftragt. WPW-Fachmann Thomas Becker empfiehlt in seinem Gutachten, die Grubensohlen vor der Wiederauffüllung mit einer Schutzfolie auszukleiden. Obgleich nach jetzigem Kenntnisstand nicht mit einer konkreten Gesundheitsgefährdung zu rechnen sei, seien verschärfte Sicherheitsvorschriften anzuwenden: Die Arbeiter werden mit Schutzanzug, Mundschutz und Handschuhen ausgestattet.

Für die bisher veranlassten Maßnahmen rechnet die Stadt mit Kosten von 125.000 Euro. Wenn die Ergebnisse der historischen Erkundung vorliegen, muss das weitere Vorgehen mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD Nord) abgestimmt werden. Ein mögliches Szenario ist, dass an besonders „verdächtigen“ Stellen weitere Bodenproben zur Altlastenbewertung entnommen werden. Im günstigsten Fall, hofft Thomas Egger, können die Archäologen ihre Grabungen an der Spitzmühle im Sommer 2016 fortsetzen.