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21.10.2014 | Kinder- und Jugendförderplan

"Quantensprung" für die Jugendarbeit

Kicker im Jugendzentrum Mergener Hof
Nicht zuletzt dank des Engagements zahlreicher freier Träger gibt es in Trier ein vielfältiges und flächendeckendes Angebot in der Kinder- und Jugendarbeit: Der Jugendclub Mergener Hof ist nur ein Beispiel.

Bis 2017 werden die städtischen Zuschüsse an freie Träger in der Kinder- und Jugendarbeit, in der Beratung, der Familienbildung sowie der Jugendsozialarbeit auf rund 3,7 Millionen Euro jährlich steigen. Das ist eine Kernaussage des Kinder- und Jugendförderplans, den der Stadtrat bei zwei Enthaltungen der AfD billigte. Er bietet den freien Trägern Planungssicherheit bis 2017.

Der Stadtrat hatte den in den zuständigen Ausschüssen sowie den Ortsbeiräten diskutierten Plan auf Initiative des Jugendhilfeausschusses um eine Präambel ergänzt. Sie fordert die konsequente Berücksichtigung der besonderen Interessen von Menschen mit Behinderung, mit Migrationshintergrund sowie gleichgeschlechtlicher Orientierung, um Diskriminierungen abzubauen. Dieser Aspekt sowie das Ziel der Geschlechtergerechtigkeit sind in die Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit den freien Trägern integriert.

Vor der Abstimmung war die AfD nach einer sehr emotionalen Debatte im Stadtrat mit ihrem Vorstoß gescheitert, die gesonderte Berücksichtigung von Menschen mit Behinderung, mit Migrationshintergrund sowie gleichgeschlechtlicher Orientierung als unzulässige Privilegierung zu bewerten und die Präambel daher zu streichen. Gerd Dahm dankte als Vorsitzender des Behindertenbeirats der großen Mehrheit des Rates für das Festhalten an der Präambel.

Zuvor hatten Sprecher verschiedener Fraktionen den Förderplan trotz einiger Mängel als „Quantensprung“  gelobt und daran erinnert, dass es vor einiger Zeit durch die Debatte um eine Kürzung der städtischen Zuschüsse nach der „Rasenmäher“-Methode eine erhebliche Verunsicherung und Proteste der freien Trägern gegeben hatte. Von dem bis 2017 prognostizierten finanziellen Zusatzbedarf dient mehr als die Hälfte der Sicherung bestehender Angebote. Das hängt vor allem  damit zusammen, dass die katholische Kirche ihre Förderung für die Projekte reduziert und gleichzeitig die Personalkosten weiter steigen.

Der Förderplan definiert Entwicklungsziele und zeigt die Kosten für die Sicherung der Infrastruktur auf. Ein weiteres zentrales Element sind Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit den freien Trägern, um die Transparenz beim Einsatz der städtischen Gelder zu verbessern.

Die mit dem Förderplan verbundene Bestandsanalyse ergab, dass Trier eine funktionsfähige Infrastruktur an sozialen Einrichtungen hat, es aber keine Überversorgung gibt. Prägende Trends bis 2017 sind die wachsende Zahl an Kindern und Jugendlichen sowie der relativ hohe Anteil an Alleinerziehenden sowie Kindern aus Trennungs- und Scheidungsfamilien. Als Bezirke mit besonderem Entwicklungsbedarf gelten Trier-West und Nells Ländchen. Eine spezielle Unterstützung sei zudem erforderlich in Ehrang, Pfalzel, Neu-Kürenz, Maximin, Matthias, Mariahof, Pallien, Neu-Heiligkreuz und Euren. Der Förderplan bietet einen Ausblick zur Entwicklung in fünf Hauptbereichen: Beim Schwerpunkt Beratung (unter anderem für Schwangere, Suchtkranke, Gewaltopfer, Familien mit Erziehungsproblemen) wird unter anderem hervorgehoben, dass dort mit relativ geringem Finanzaufwand effektive Hilfen möglich sind. Der Plan schlägt einen Ausbau in Ehrang, Pfalzel und Biewer vor.  Die Familienbildung soll ebenfalls aufgestockt werden, nicht zuletzt durch niedrigschwellige Angebote in Kitas und Schulen.

Schulsozialarbeit

In der Kinder- und Jugendarbeit fordert der Plan den Ausbau der Angebote in den Jugendclubs in Ehrang, Trier-Süd/Matthias und Mariahof sowie die Sicherung der Skatehalle „Projekt X“ und der mobilen Spielaktion. Beim Jugendzentrum Mergener Hof in der Innenstadt wurden die städtischen Zuschüsse erhöht, um die reduzierte Förderung des Bistums zumindest teilweise zu kompensieren.  Dennoch sei eine Einschränkung der Angebote, etwa durch verkürzte Öffnungszeiten, zu befürchten. Im Exhaus sei eine Erhöhung der Förderung nötig, wobei aber den Wünschen des Träges nicht komplett entsprochen werden könne. Derzeit kann er von den jährlichen Kosten (rund eine Million Euro) etwa die Hälfte selbst erwirtschaften.  Allein in diesem Jugendclub werden rund 40.000 Besucher im Jahr gezählt.

Eine Anhebung der Zuschüsse schlägt der Plan außerdem für die beiden Jugendtreffs in Ehrang sowie in Euren und Trier-Süd vor. Bei den anderen Einrichtungen sind keine wesentlichen Erhöhungen geplant. Ein gewichtiger Teil der Sozialarbeit für Kinder und Jugendliche findet in den Schulen statt. Der vom Stadtrat initiierte Prüfungsprozess, ob zusätzliche Stellen nötig sind, ist noch nicht abgeschlossen. Weitere Schwerpunkte der Sozialarbeit sind die Jugendberufshilfe und Angebote für straffällige Jugendliche.

Letztes Hauptkapitel des Förderplans sind die Hilfen zur Erziehung für überforderte Familien. Entsprechend dem bundesweiten Trend ist in Trier der Bedarf deutlich gestiegen. Die Nachfrage nach diesen relativ teuren Angeboten kann nach Einschätzung der Jugendhilfeexperten  durch eine gute soziale Infrastruktur mit präventiven Angeboten reduziert werden. Der Kinder- und Jugendförderplan ist online abrufbar: www.trier.de/Leben-in-Trier/Soziale-Planung/Jugendhilfeplanung.